27.2.21

8UHr09 bis 8 uhr17

der traum von eben

ich war mitglied in einem mainzer verein für sport und bestattungen. Es gab einen alten veranstaltungssaal und ich durfte auf dem podium sitzen und war auch gleich in die illustre runde aufgenommen. Alles in brau und ockertönen. Stühle dunkelgrün bezogen. Wenn auch neben mir ein etwas unsympathischerer mensch saß. Aber der war auch den anderen mitgliedern unsympathisch. Ich musste mich auch nicht direkt neben ihn setzen und konnte einen stuhl zwischen uns frei lassen. Niemand im zuschauerraum. Ein mitglied fuhr mit seinem rennrad einmal um den raum und hinter uns am podium vorbei, um schonmal für mich eine duftmarke zu setzten. Die wände der großen räume hinter dem podium waren mit einem leinenartigen stoff bespannt, was mir sehr gefallen hat. Ich sollte schon bald bei der ersten beerdigung behilflich sein. Ich wartete an einem grab, bis die trauernden sich entfernt hatten und der mir zugeteilte erfahrene mitarbeiter zu mir kam, um mir zu sagen, was ich zu tun hatte. Das schien etwas länger zu dauern und ich war mutig und ging direkt an den grabhügel (alles war eher eine hügelige grablandschaft) und sah ein skelett, halb mit erde bedeckt, halb offen daliegend, die knochen nicht mehr in kompletter ordnung. Dass es eine frau war, wusste ich durch die gegebene situation. ich fand das alles nicht so schlimm. Eine halbverweste leiche wäre schlimm gewesen. Knochen einsammeln sollte möglich sein. Denn das war dann wohl meine aufgabe.

zwischenstand

es geht wieder, bzw. ich fahre wieder. auf dem bösen fahrrad. das ja gar nicht böse war, sondern geistig, seelisch und moralisch meinem fahrfehler nicht folgen wollte. letzte woche am donnerstag 10 km. heut so ca 32 km. nach neunkirchen, am briefkasten vorbei, sonntagsleerung allerdings schon um 9 uhr morgens, alle, die am 1.3. von mir ein kärtchen bekommen, bekommen es erst am 2.3. …  dann am zoo vorbei, winterfloss-siedlung, wo zwischen den hässlichen hochhäusern schönere bäume stehen, als man vermuten könnte, dann über wemmetsweiler und die alte stillgelegte fahrstraße zwischen wiebelskirchen und wellesweiler, die wir zu meiner kindheit noch mit dem opel rekord caravan, den wir in unserem malerbetrieb immer hatten, entlangfahren mussten, um nach bexbach zu meinem onkel zu kommen. danach am eberstein vorbei, und auf der alten forsthausstraße entstand dann das foto oben. verwunschener wald meiner kinderheit. ich konnte als grundschüler einen kompletten (und richtigen) plan des waldes und seiner spazierwege aus dem kopf zu papier bringen. ich konnte auch europa aus dem kopf. die straße war früher auch mal für den autoverkehr frei.  zu meiner grundschulzeit richtige verkehrsstraße, später dann befahrbar, aber nur als zubringer  zu eberstein und sportplatz. ich hatte noch nicht meinen führerschein (aber schon fahrstunden), als ich mal den blauen opel kadett meiner tante von vor dem haus nebenan in die einfahrt neben dem haus einparken durfte, allerdings mit einem umweg von locker 5 km über die hauptstraße richtung neunkirchen, dann durch den wald und auf der anderen seite über die bexbacher straße wieder zurück. ein bespiel meiner kriminellen energie. das weiß sie bis heute nicht und liegt seit vorgestern wieder im krankenhaus. in den früher 80ern war alles anders. dann mit dem rad runtergerollt nach neunkirchen, am bahnhof vorbei, landsweiler, heiligenwald, wemmetsweiler, fertig. meine finger sind mit einem heilmittel bandagiert und das handgelenk verstärkt. und ich habe den eindruck, dass das der beweglichkeit der finger gut tut.

26.2.21

10UhR22 bis10UHR32

keine lust zum aufstehen: wir drehen die zeit zurück. Ein jahr, das würde schon reichen. Wenn man 3 sekunden veranschlagt, um die uhr eine stunde zurückzudrehen, dann bäuchte man für 24 stunden 72 sekunden. Das macht bei 365 tagen 26280 sekunden. Das wären 438 minuten, bzw. 7,3 stunden. Wenn man nicht zwischendurch einen arm in den krampf bekommt oder mal kurz langsamer wird. Oder schneller. Keine pause für ein butterbrot. Wenn die uhr neben dem bett steht, kann man sogar etwas liegen bleiben. Ein jahr retour und alles noch vor sich. Hinter sich. Unter sich. Neben sich. vor jahren hab ich mir mal folgendes errechnet:

14. März 2009

Eben lese ich in der Zeitung: Hanne Darboven ist tot.

Und Klaus Zumwinkel lässt sich seine Rentenansprüche von 20 Millionen Euro ausbezahlen. Für zwei Monate Arbeit im Jahre 2008 stehen ihm weitere 714.045,- Euro zu. Ich bewege mich normalerweise ja ein wenig abseits des Sozialneidgedankens und bin mir auch durchaus darüber im Klaren, dass andere für andere Dinge auch noch mehr bekommen, aber: kein Mensch leistet so viel, dass er soviel Geld „verdient“ hätte! Keiner! Man sollte mal eine Radierung von Klaus Zumwinkel machen und sie 20 Millionen mal drucken. Oder auch nur 714.045 mal. Letzteres angenommen, und angenommen, ich könnte in einer Viertelstunde einen Abzug auf der Radierpresse erstellen, hätte ein Team, das es erlaubte, rund um die Uhr zu arbeiten, bräuchten wir dazu 178.511,25 Stunden, d.h. 7.438 Tage (in Worten: Siebentausendvierhunderachtunddreißg)oder 20 Jahre und ein paar zerquetschte Monate (in Worten: zwanzigJahre). Bei Klaus Zumwinkel waren es 60 Tage (wenn man mal davon ausgeht, dass er samstags und sonntags durcharbeitet…).

Hanne Darboven ist tot.

21.2.21

8Uhr33 bis 8uhr50

stell dir vor: alle häuser sehen ursprünglich gleich aus. Jahre vergehen. Familien wachsen. Ziegen sterben. Die nachkommen der ersten bewohner haben mehr geld als die, die die häuser damals gebaut haben. Konjunktur und wirtschaftswunder und marshall-plan und wunder von bern. Und der darauffolgenden generation geht es noch besser. Auch werden die menschen jetzt größer als früher: mehr platz muss her. Es wird an und umgebaut und platz geschaffen. Und wenn man jetzt durch die siedlung geht, ist es merkwürdig: man sieht den häusern an, was in den köpfen den menschen drin ist. Schörkel und schnörkellosigkeiten. Ideen und keine ideen. Obstbäume und keine obstbäume. Wiesen, wo früher gärten waren. Wilde private kinderspielplätze. Betonierte einfahrten. Autos, größer als die garagen. Und überall sieht man noch – mehr oder minder deutlich – das ursprüngliche kern-haus: es ist aber meist nur noch der nukleus, an dem die aktuelle wohnwelt klebt. Paläste an hütten. Krebsgeschwüre als wohnzimmer. individualität als falsch verstandene, nach außen dröhnende merz-bauten. Die architekten hatten urlaub, die baumärkte offen. Alles platzt aus allen nähten und man fragt sich, wo früher die grundstücke platz hatten. Der mond (halb-, voll-, neu- und platz-) ist von all dem immer gleich weit entfernt: genau 1 minute.

20.2.21

8uhR08 bis 8UHR19

ich male ein fenster, aus dem ich als kind zweimal geschaut habe. Das war etwas besonderes: mein opa musste mich anheben. Das fenster war im oberen geschoss des hauses, eigentlich ein ausgebautes dachgeschoss eines sehr kleinen hauses. Die zimmer dort waren kalt und ungenutzt. Zu meiner zeit wurden sie nicht mehr gebraucht. Es waren die zimmer meiner mutter, ihrer schwester und ihres bruders. Es stand dort auch eine alte nähmaschine. Ich sehe das fenster von weitem. In meinem bild ist es ein kleiner heller fleck. Und ich kann das haus nicht mehr betreten. Die menschen verkaufen dinge. Dafür bekommen sie geld. In das haus kam regelmäßig ein einarmiger mann, der mit seinem lkw durch die gegend fuhr und sprudel, limo und bier verkaufte. Einmal im monat? Jedenfalls kam er von weit her (odenwald-quelle) um seine sachen zu verkaufen. Er sprach auch anders als wir. Ob er aber wirklich aus dem odenwald kam? Und damals war alles noch viel weiter! Die entfernungen waren größer weil die geschwindigkeit geringer (einstein). Er trug die sprudel-, limo- und bierkästen einarmig in den keller. Wir tranken sie aus. Süsser sprudel und saurer sprudel. So hieß das. Außerdem stand an einer ecke immer eine kanne hagebutten-tee (beutel), den wir aus gesammelten (und gespülten) plastikbechern tranken. Eine schaukel im garten und ein sandkasten. Gegend. gegessen wurde immer schon um 11.

15.2.21

      1. 15Uhr08 bis 15uHR17 (nachklapp zu bachmann im filzanzug, danke und gedanke)

bedeutungslose verbindungen. Gestern, am 14.2.2021, fiel mir zu der kleinen bemerkung Jörn Budesheims über zeichnung und kunst und das nachdenken darüber und dem dabei verbleibenden mangel an wirklichem wissen sofort ein zitat meines japanischen lieblings-kalligrafen Innoue Yu-Ichi ein, dessen retrospektive ich 1996 in frankfurt gesehen habe (zusammen mit Stephan Flommersfeld übrigens, der mich darauf aufmerksam gemacht hatte). Ich zog den katalog aus dem bücherregal, wollte ich ja genau zitieren, und fand das zitat nicht und legte ihn wieder weg und reagierte anders auf diesen gedanken. (mit der 3-minuten-gehirnwäsche von gestern: danke und gedanke). Später fand ich das zitat: „mir meine armut bewahrend, habe ich 66 jahre lang meinen pinsel bewegt. Befragt nach dem geheimnis, das hinter diesem steckt (muss ich antworten:) es gibt keine gesetze (für die kunst)“. Das, was ich dann aber am meisten kickte: ein blättern in der biografie Innoue Yu-Ichis sprach zu mir: geboren am 14.2.1916. Ich mag diese bedeutungslosen verbindungen, die einem nahelegen, es könnte so etwas wie einen sinn geben. Guck mal: 14.2. und 14.2.! Heiner Geißler hatte am gleichen tag geburtstag wie ich, aber das heißt nun gar nix. Aber auch Georg Cantor, der erfinder der mengenlehre, zumindest nach dem gregorianischen kalender. Und mengenlehre mochte ich tatsächlich. on kawara mochte die zahlendreher.

15.2.21 15.2.21 18UhR25 bis 18uhr27

aus dem soll ein muss machen oder aus dem brot eine tugend hier sind aber keine brote also aus der not – – – für das wort kneten gibt es im japanischen ein wort, das auch für lernen steht – – – vieles können wir einsehen, aber nur weniges begreifen: knetegard hilf!

knetegard hilf!

das japanische zeichen für KNETEN steht auch für lernen. meine finger lernen knetend wieder mehr beweglchkeit (hoffe ich noch immer). interessant sind natürlich auch die negativ-formen, die dabei entstehen. absichtlosigkeit kann ja spannend sein. nix neues, klar, aber in kombination mit zeichnungen etc. dann vielleicht wieder doch…

14.2.2021

      1. 11uHr20 bis 11UHR25

die zeichnung ist der gedanke. Jeder gedanke darüber hinaus ist ein verbaler gedanke. Manche denken mit knien und ohren. Manche mit händen. Ich kann es mir noch nicht verkneifen, über hände nachzudenken. Manche stimmen mit den füßen ab. Überhaupt ist interessant: denken und danken. Gedenken und gedanke. Gedenkenlos. Gedankenlos. Die einzig philosophisch relevante frage ist die des selbstmords. Kann ich mir einen hintergrund zeichnen, vor dem es sich zu leben lohnt? Ist es nicht das, was wir zeichner jahraus-tagein tun? Und die die nachdenken? Gezeichnete hintergründe zum lebendigen vordergrund? Danken. Und denken. Danken? Und denken?