31.1.21

      1. 7UHr28 bis 7UhR34

er steht dicht vor und gegen die schwarze wand mit ernstem gesicht und hat da mehrere zettel drangeklebt und er steht und er haut in rhythmischen abständen, rhythmus könnte man ja eh definieren als der zeitliche abstand beim wiederholten eintreffen von irgendwas, zärtlich oder wütend oder laut oder leise mit einer plastikfliegendklatsche gegen die wand. Ich finde, nichts beschreibt ihn besser. Allein, mit der plastikfliegenklatsche vor der wand. Das ist der punkt an der wand: windmühlen war gestern.

30.1.2021

      1. 21uHR 17 bis 21UHR 26

die konstruktion der welt verlangt einen baumarkt. Die politiker entspringen seinem dickicht & zeigen mir die dinge, die sie mitgebracht haben. Es sind die dinge, die sie mir zeigen wollen. Es sind nicht die dinge, die sie mir nicht zeigen wollen. Ich schaue & betrachte & denke: hatte ich nicht etwas anderes bestellt? Was mache ich überhaupt hier? Hier warte ich und kann nicht anders?

david small

Ich bin ja nicht so der Comic, oder wie das heute höchstedel heißt: Graphic Novel – Freak, aber manchmal gibt es doch eine Entdeckung. In der Neunkircher Biobliothek, die Biobliothek mit der wahrscheinlich weltbesten Kosten-Nutzen-Rechnung (1o,- € Jahresbeitrag und das wars dann, keinerlei zusätzliche Leihgebühren pro Film oder pro Irgendwas) gibts jetzt auch ne Graphic-Novel-Ecke. Das meiste greif ich raus und stell`s sofort wieder rein. Weil ich das meiste zeichnerisch zu „wie-man-es-halt-so-macht“ finde und mich dann die Geschichte auch nicht interessiert. Aber den hier hab ich mit nachhause genommen: David Small mit seinem Buch STICHE. (Original: Stitches). Der ist einfallsreich, detailverliebt, bildnerisch mutig und er kann zeichnen, d.h. man sieht: er muss das keinem beweisen. Manchmal reichen dann eben dreienhalb Striche. Und die Geschichte, seine Geschichte, ist interessant genug, um dem Buch bis zum Schluss zu folgen. Mittlerweile hab ich ein eigenes Exemplar. Weil ich das ein oder andere nicht nur nachblättern, sondern vielleicht auch mal nachzeichnen will. Kopieren, sozusagen. Kopieren heißt kapieren. Meinen nicht nur die Japaner.

29.1.21

      1. 9uhR3 bis 9uHr10

oh ja, eigentlich sollte ich draußen sein. Aufrecht und gehend. Und sitze stattdessen hier drinnen. Was habe ich vor einem jahr gemacht? Eine frage, die mich immer wieder beschäftigt. Wo war ich, wer war ich, wann war ich? Immer wieder erinnere ich mich an frühere punkte in meinem leben und denke: ach du scheiße. Hoffentlich weiß das keiner mehr! Wie dumm war man. Was hat man dummes von sich gegeben. Und war doch am besten möglichen punkt. Am rande der erkenntnis. Am rande des eigenen vermögens und wissens. Am rande der eigenen welt. Falsch: mittendrin! Und konnte keine weitere erblicken. Und heute weiß man: man ist weiter. Nicht mehr so dumm und der horizont ist ein anderer. Das hat etwas tröstliches, nämlich: ich sehe, ich kann mich ändern. Aber auch etwas beunruhigendes: in fünf jahren werde ich über den heutigen punkt vielleicht ähnlich denken wie jetzt über einen früheren: und ich merke jetzt nicht, wie dumm ich eigentlich bin. Ich sehe jetzt nicht, was ich morgen peinlich und scheiße finden werde. Bleibt so und ändert sich.

fuchs ohne bau

Ich hab ja so ne Theorie: Schlussendlich kann ich heute problemlos das Gegenteil von gestern behaupten mit fast denselben Argumenten. Ich denke, dass hier viele innerlich sofort widersprechen möchten. Aber je länger ich dieses Erdenrund beschreite, desto öfter komme ich immer wieder auf diesen Trichter.

Wie auch immer. Jetzt hat ein Film im Max Ophüls Preis einen, bzw. drei Preise bekommen: Jugendjury, beste Regie und den Drehbuchpreis. Puh.

Ich hatte den Film nicht auf dem Schirm. Klang mir im Programmheft ein wenig zu simpel, zu klassischer Konflikt, wenig interessant. Bei der Preisverleihung dann ein Lob über das andere: zeigt uns eine Welt, die wir sonst nicht sehen, schafft uns Räume, dort wo die Räume eng sind, vielschichtige Charaktere und und und. Da dachte ich: guck mal, ob man den noch gucken kann. Klingt ja spannend. Vielleicht hab ich da ja echt ne Perle übersehen. Ging noch.

Ich weiß nicht, welchen Film die da gelobt haben.

Ich habe einen Film gesehen, dem ich kaum etwas abnehme. Dessen Problem mir zu sein scheint, dass er sich selbst und seine Charaktere nicht wirklich ernst nehmen mag. Keiner der – eigentlich mehr oder minder nur angedeuteten – Konflikte wird wirklich thematisiert und ausgetragen. Das einzige, was ich diesem Film abnehme sind die Gefängnisgebäude im Wiener Jugenstrafvollzug. Wenn das dort so aussehen mag, dann mag das dort so aussehen. Wenn es aber auch wirklich eher nach Erwachsenenvollzug aussieht.

Aber dass da ein, wie sagt man da?, vorgesetzter Gefängiswärter-Abteilungsleiter-Hansel relativ willkürlich über Einzelhaft, Einweisung in die psychologische Abteilung oder nicht entscheiden darf, grad wie es ihm gefällt, ohne irgendjemanden fragen zu müssen, dass der Neulehrer die in Flammen stehende Einzelzelle des sichtbar psychisch angeknacksten Mädchens, das offensichtlich nicht in den Strafvollzug, sondern in psychiatrische Betreuung gehört, was aber niemanden zu interessieren scheint (den Neulehrer übrigens auch nicht), selbst aufschließt, während der Aufseher versucht, das zu verhindern (häh? es brennt! da ist ein Mensch drinnen. Wieso laufen da nicht die normalen Notfallmaßnahmen?). Und noch viel mehr.

Ich sehe hier keine vielschichtigen Charaktere, sondern eigentlich recht lieblos und einfach gezeichnete Gestalten. Die bisherige Lehrerin, Modell: die Unkonventionelle, die abseits von Lehrplänen „ihr Ding“ macht, Maltherapien, die im Film darin bestehen, dass alle etwas malen oder basteln, ist ja ok, nennen wir es aber mal nicht Maltherapie bitte. Warum sie das macht? Ihre Ideen und Hintergründe? Bitteschön: Denk dir doch selber was aus. Der Neulehrer, der sich auf diese Stelle beworben hat, weil er eigentlich Musiker ist, aber über den Tod seines kleinen Sohnes nicht hinwegkommt, den er abends auf dem Weg zu einem Auftritt mit seiner Band alleine gelassen hat. Wie der Sohn stirbt, warum, wo der Fehler des Vaters lag, wieso so ein dahergelaufener Musiker eigentlich dafür geeignet ist, diese Stelle überhaupt annehmen zu dürfen: für den Film völlig uninteressant.

Es fällt ein Satz, der mir für den Film typisch scheint: Der Neulehrer sitzt zum erstenmal alleine vor der Klasse (weil die Altlehrerin zusammengebrochen ist) und sagt zu der Klasse: „Ihr dürft mich alles fragen!“ Einer der Schüler fragt ihn, weswegen er sich gerade auf diese Stelle beworben habe, wieso er gerade hier im Jungendstrafvollzug arbeiten wolle. Die Antwort, nach einem kurzen nachdenklichen Moment: „Das geht Euch nichts an.“ Fertig.

Und so tickt der ganze Film. Wir setzten mal ein paar angedeutete Konflikte in die Welt und das reicht dann schon. Braucht nicht weiter ausgearbeitet zu werden. Andeutung reicht. Pittoreske Momente, wenn die Altlehrerin zusammen mit dem Junglehrer in ihrer Wohnung eine komplette Tür mit Zarge und Mauerwerk rausklopft, auf dem Dach des Autos zur Gefängnisschule bringt und die Schüler durchschreiten lässt, als könne sie dies die Idee von einem Schritt in die Freiheit spüren lassen – nungut: Für die Altlehrerin gibt es ein wirkliches Vorbild. Einen Lehrer, den es gab und der tatsächlich die Schüler unkonventionell zu sich selbst geführt hat. Oder haben mag. Wissen wir ja nicht. Und der das mit der Tür tatsächlich so gemacht hat. Der Filmemacher wollte erklärterweise diesem Lehrer ein filmisches Denkmal setzen.

Der Film nimmt sich selbst nicht ernst. Und noch schlimmer: Er nimmt den Zuschauer nicht ernst.

Ich spüre nix von der Beklemmung hinter Gittern. Ich sehe Klischees von Gefängnis. Ich sehe Klischees von Unkonventionalität. Und ich sehe Hanseln von Gefängniswärtern.

Halt. Eine glaubwürdige Szene gab es dann doch noch. Die Mutter des Mädchens, das seinen Vater ins Koma geschlagen hat und die ganze Zeit über nur schweigt und unzugänglich ist, kommt – wie es scheint – zum erstenmal auf Besuch, um mitzuteilen, dass der Vater an seinen Verletzungen gestorben ist. Zum erstenmal sieht man Trauer im Gesicht des Mädchens, einen zaghaften, zarten und ernsten Entschuldigungs- und Sprechversuch. Die Mutter sagt: Du kannst ja nichts dafür, das sind die Teufel in Dir. Was das Mädchen zum kompletten psychischen Zusammenbruch bringt. Dieser Ausbruch war das einzig Berührende im ganzen Film.

Worauf aber wiederum niemand der Gefängnisleitung adäquat reagiert.

Zu viele Ungereimtheiten. Zu viele Unwahrscheinlichkeiten.

Und einen klischeevollen Schluss: Der Neulehrer findet endlich „zu seinem Stil“, wie man so schön sagt, indem er des nachts am Schlagzeug zuhause die Trauer über den Tod seines Sohns wegtrommelt (und man könnte jetzt zynisch einwerfen: warum hat er das nicht einfach schon früher mal gemacht? Der Film setzt keinen Grund, warum das gerade jetzt passieren soll. Und dass es nachts passiert und alle Nachbarn das Licht anknipsen, gehört nun wirklich zu den ganz alten Tricks aus der filmischen Klammottenkiste), um dann am nächsten Tag mit der Klasse ein gemeinsames Trommeln abzuhalten, was natürlich alle ganz geil finden, geiler als Malen vielleicht sogar. (geht ja auch eh nicht mehr, weil der Aufseherhansel nach dem Selbstmordversuch des Mädchens zur Bestrafung der Lehrer die Farben weggesperrt hat). Die Altlehrerin fährt derweil mit ihrem Motorrad (sic) (bisher ist sie immer schön brav Lehrerinnenvolvo gefahren) ans Meer und guckt in die Freiheit. Aua. Filmklammottenkiste mindestens Nummer zwei.

Bei der Preisverleihung sah man diesen wirklichen Lehrer im Hintergrund sitzen. Er saß immer nur im Hintergrund mit seinen langen weißen Haaren und hat eine Zigarette nach der anderen gequalmt. Er sah wirklich so aus, als hätte er was zu sagen. Zumindest gehabt. Der Film hatte dies nicht.

Ist natürlich auch blöd, dass ich zuhause grade einen Film gesehen hatte, der sich, seine Protagonisten und auch den Zuschauer ernst nimmt. Der wirklich in präzisen Bildern ein Drama erzählt, das sich nicht löst und zuspitzt und kaum auszuhalten ist. Mit präzisen Bildern und Details arbeitet. Und ein wirklich einprägsames und geniales Schlussbild findet. Kein Ausweg. Nirgends. Das kann Film tatsächlich nämlich auch: LOVELESS von Andrei Swjaginzew.

Den Drehbuchpreis für FUCHS IM BAU verstehe ich dagegen null.

von beuys durch die welt – ein a – be – zeh – beet in 26 schritten

AUSSENLUNGE

BINNENHERZ

COYOTENZUNGE

DASEINSSCHMERZ

EXTRA-OHR &

FETTSTUHLKLEBER

GEBER / NEHMER

HÖRNERSCHUPPEN

IGELSUPPEN,

JAGDREVIER –

KADAVERFÜNF.

& LAUTBREVIER

& MEINEIDMEIDER

NIERENHEUCHLER

OSTERKREUZ

& POSTER-POP-ULIST

QUANTENREDNER

RÖHRENSTECKER

STAECKVERAECHTER

TORTENLECKER

UHRENSTELLER

VORWÄRTS, SCHNELLER

WECHSELWÄHLER

XERODERMA

YOGHURT-ÄNGSTLER

ZWISCHENSCHMERZ

Ophüls Nachklapp

Zuerst zum Guten.

In diesem Jahr gab es das Filmfestival Max Ophüls Preis coronabedingt nur Online. Da ich sowieso mit meiner fahrradgeschädigten Hand in der Ecke hänge, haben wir das mal genutzt, wobei man sagen muss: soviele Filme hätte man in einer Woche im Kino aus rein physikalischen Gründen kaum geschafft.

Ein seit Jahren gehegter Plan konnte umgesetzt werden: einmal den kompletten Dokumentarfilmwettbewerb zu sehen! Und wenn man sie alle gesehen hat, dann stellt sich umso mehr die Frage: Ergibt sich durch einen Wettbewerb mit Preisträgerin und Sockelstellen etc. überhaupt irgendein nahrhafter Mehrwert. Wie sollen solch unterschiedliche Filme bewertet werden? Nach welchen Kriterien? Gesellschaftliche Brisanz des Themas? Zärtlichkeit der Beobachtung? Umsetzung des Themas?

Von den zehn im Wettbewerb stehenden Filmen fällt für unseren Geschmack („uns“ ist hier kein Pluralis majestatis, sondern der zwischen den beiden in diesem Haushalt lebenden Personen besprochene Eindruck) am wenigsten gelungene Film war DAVOS. Anlässlich des Weltwirtschaftsforums werden Forumsteilnehmerinnen ins Visier genommen, genauso aber auch mehr oder weniger normale Bürgerinnen und Bürger des Ortes. Der portugiesische Fischerclub genauso wie eine Bäuerin, die am Schluss ihren Hof aufgeben muss. Alles gut und schön. Und wenig berührend. Warum? Wahrscheinlich deswegen, weil sich die Autorinnen* des Films zu wenig Gedanken um die Form des Films gemacht haben. Das einfach nur abzufilmen und hintereinander zu montieren, in der Hoffnung, dass das Thema allein schon trägt: ca ne suffit pas.

I AM THE TIGRESS, ein Film über eine amerikanische Bodybuilderin brachte einen natürlich auch in eine Welt, die einem hochgradig merkwürdig und befremdlich vorkam. Insofern durchaus ok, für uns vom Thema jetzt aber nicht so aufwühlend. Wenngleich es natürlich eine Voraussetzung für einen guten Film (nicht nur Doku) sein sollte, dich für sein Thema zu interessieren und dich hineinzuziehen.

Nicht nur im Gespräch mit den Autorinnen von WIR ALLE. DAS DORF (hier aber besonders) wurde klar, was dem Film DAVOS gefehlt hat. Antonia Traulsen und Claire Roggan erzählen hier, wie sehr sie mit dem Material gerungen haben, wie viele Gedanken sie sich darüber gemacht haben, was über die im Film vorkommenden Menschen erzählt werden soll und kann und vor allem wie! Und das führt dann zu einem Film, bei dem man gespannt verfolgt, wie eine Gruppe von Menschen im Wendtland versucht, gemeinsam nicht nur eine Wohn-, sondern auch eine gesellschaftliche Utopie (im kleinen Maßstab) für sich umzusetzen.

WEM GEHÖRT MEIN DORF. VÄTER UNSER. THE CASE YOU. NICHTS NEUES. MEIN VIETNAM. Und auch STOLLEN, der den Preis dann tatsächlich bekommen hat: alles Filme, die einen Preis verdient gehabt hätten. Insbesondere auch DEAR FUTURE CHILDREN des 20jährigen Franz Böhm, der die Tätigkeit von drei politischen Aktivistinnen in Chile, Uganda und Hongkong schildert. Alleine, was da auf die Beine gestellt wurde, um die Protagonistinnen zu schützen und nicht zusätzlich zu gefährden, die Gefährdungen, denen sich das Team selbst ausgesetzt hat. Irre.

STOLLEN war der, wenn man so will, unpolitischste Film, wenn man bei der Schilderung des Lebens von Menschen im Erzgebirge nicht vergessen müsste, dass hier während der DDR-Zeit Uran abgebaut wurde mit all den gesundheitlichen Konsequenzen, die das bis auf den heutigen Tag für die Menschen hier hat. Das ist aber nur beiläufiges Thema. Wie es auch von den Menschen nur beiläufig erwähnt wird. Und wahrscheinlich macht das die Qualität des Films aus: zuzuhören und wohlwollend zu schildern. Allem zu Trotz.

VÄTER UNSER. Auch dieser Film zog einen in den Bann: Eine Auswahl von Menschen erzählen von ihren Vätern. Jede ungefähr eine Stunde lang im Original-Interview. Klug geschnitten und montiert. Zu keiner Sekunde langweilig. Und sofort im Bann des Geschehens.

Und und und.

Was wäre noch positiv herauszuheben?

Aus dem Wettbewerb mittellanger Film, der im Normalfestival auch komplett immer an uns vorbeiläuft, ganz vor allem: ICH GEH NIRGENDWOHIN von Bidzina Gogiberidze. Konflikt Georgien-Russland. Sehr starke und präzise Bilder. Sehr ruhig erzählt. Sehr eindrücklich. Da waren wir sehr froh, dass wir den gesehen haben. Und da werden wohl auch ein paar Bilder hängen bleiben.

Und auch eine Erkenntnis aus dem Streaming für`s nächste richtige Festival (falls es jemals wieder eines geben sollte): Kommt auch in jedem Jahr im Beiprogramm und nie haben wir geguckt: Die KURZFILM.TOUR mit den prämierten Kurzfilmen des DEUTSCHEN KURZFILMPREISES.

Yeah! Die Entdeckungen des Festivals. Ohne Frage!

Der Trickfilm JUST A GUY von Shoko Hara. 500mal ansehen! Und jedesmal nochmals ein Detail entecken, das da reingetrickst ist. Flache Knetfiguren, aber auch teilweise hinterlegt mit Filmmaterial, überkritzelt, was auch immer. Super einfallsreich und detailverliebt. Bei einem nicht so netten Thema: Warum suchen immer wieder Frauen den Kontakt zu verurteilten Mördern und Vergewaltigern in ihren Gefängniszellen? Schreiben Briefe, besuchen sie oder heiraten sie sogar? Schwieriges Thema, dem der Film aber durchaus in aller Kürze gerecht wird. Ansehen!!!

LAND OF GLORY von Borbála Nagy. So locker und leicht kann man einen politischen Film machen. Der Besuch des Staatspräsidenten (wir sind in Ungarn) ist für den Nachmittag in einer Schule angekündigt. Eine Torte in der Form des Landes wird bestellt und angeliefert. Und allein schon die Schildwerung der Dekoration der Torte (ah, der Plattensee ist zu kleine – aber so ist er im Atlas -nein das wirkt zu klein, mach ihn etwas größer – so sieht es nach was aus) beeinhaltet schon eine Menge an Beschreibung dessen, wie in diesem Land mit Identität, Wirklichkeit und Wunschdenken umgegangen wird. Und das steigert sich in diesem Film (man beachte, in welchem Zustand sich diese Schule befindet, die Stühle, der Sportplatz, alles, man glaubt das alles sofort) bis zur schönen Pointe und der lustvollen Zerstörung des Landes. „Was für eine Sauerei“ sagt die Putzfrau am Ende. Yepp.

Muss man zu MASEL TOV COCKTAIL noch was sagen? Der Film hat letztes Jahr beim Ophüls gepunktet und dann wurde er immer bekannter. Wir hatten ihn allerdings noch nicht gesehen. Auch ihn zweimal hintereinander angeschaut (auch ein Vorteil des Streamings). Genial. Fertig. Selber gucken!

So. Das waren – so kurz – die Hochlichter.

Alsdann folgt eine Kritik der Kritik (als Extra-Blog-Eintrag) eines Filmes, der einen Preis bekommen hat und derzeit von vielen Menschen gelobhudelt wird. Sogar von der Drehbuch-Jury den Preis bekommen hat. Ich kann es nicht nachvollziehen. Habe ich einen völlig anderen Film gesehen? Oder habe ich kurz vorher einen zu guten anderen Film gesehen??

 

*ich mache hier mal ein zu dem Gendersternchen unterschiedlichen Versuch: handelt es sich um einen Mann und eine Frau (wie bei DAVOS der Fall), dann gebrauche ich die weibliche Form, bei einem rein weiblichen Autorinnenteam ebenso, bei einem rein männlichen Team die männliche Form. Also umgekehrt, als bisher sprachlich üblich. Gefällt mir besser als *).

22.1.21

22.1.21 8uHr36 bis 8uHR41

lese eben in dem elfriede jelinek interview mit joseph beuys den satz, er sei als kind mit dem wanderstab als hirte mit einer imaginären herde umhergezogen. Es erinnert mich daran, dass ich als kind fasziniert war vom öffentlichen nahverkehr, gab es doch bis 1978 in neunkirchen noch eine straßenbahn, mit der ich von der schule aus nachhause fuhr. Der gedruckte fahrplan mit dem linienplan nahm mich in beschlag. Zeit und raum waren schon immer meine themen, wenn man so will. Ich dachte mir in meinem heimatort linien aus, zeichnete einen linienplan, fuhr diese linien mit dem fahrrad, maß die zeit und erarbeitete einen fahrplan, den ich dann nachmittags nach der schule abgefahren bin. Die einzelnen linien hatten natürlich nummern, kürzere strecken, und auch eine längere einmal quer durch den ganzen ort. Und natürlich bemühte ich mich, den fahrplan einzuhalten.

21.1.21

      1. 8UhR48 bis 8uRh 53

der schnee ist verschwunden. Draussen stürmt es eine warme luft. Die ruhige ordnung des schnees ist verschwunden, dreck fliegt durch die luft. Wer hat zeit zum atmen? Es leuchtet auch nichts mehr. Mein linkes ohr hört weniger als mein rechtes. Auf der linken seite meines kopfes bin ich dümmer als auf der rechten. Oder muss man sich das auch gespiegelt vorstellen? Auf der rechten seite meines kopfes bin ich dümmer als auf meiner linken? Die finger bewegen sich nur zögerlich. Auch ihnen ist es egal, ob ich kaltes oder warmes wasser über sie gieße. Alle wollen so schlau sein. Wer nicht?