herr berger

herr berger, während des telefonats (oben)

 

nach dem telefonat

 

Das schöne am Älterwerden: man muss ja nicht mehr alles tun. Da ruft jemand an und will einen für ein Buchprojekt mit Zeichnungen gewinnen. Man kann „nein“ sagen, wenn man den Eindruck hat, dass man es nicht tun möchte. So einfach. Und so schön.

alle sind traurig – aus gegebenem anlass

ein tagloses leben

ein argloses beben

der tod ist keine figur in einem raum

der tod ist ein bleistiftstummel

ein scheu-seeliges rinnsal

ein hund ohne nase

ein hüpfendes etwas

ein maul voller bäume

wir

sie

er

du

ich

ein fallendes rot

ein springendes grau

kein tiefes schwarz

ein wachsender baum

ein zartrosa blau

das ankommen am strand

ein doppel-mercedes

ein audi tt (t)

ein stein ohne berg

ein krampf ohne muskel

ein stetes bergauf

ein argloses leben

ein tagloses beben

 

andrea neumann ist verstorben. eine künstlerkollegin, die ich kannte, mit der ich aber nicht so viel zu tun hatte. die meldung verbreitet sich auf facebook. und mehr als die todesnachricht, irritieren mich immer die vielen worte, die plötzlich geschrieben werden. „so traurig“, „wie traurig“ etc. ppp. – – – ja. natürlich. und eben: natürlich. allen scheint plötzlich wieder aufzufallen, dass es so etwas wie den tod gibt. als hätten sie nie davon gehört. tot sein ist nicht schlimm. ich habe die nachblutungen nach meiner mandeloperation kurz vor meinem 7. geburtstag selbst nur knapp überlebt. ich fand die ganze situation damals in keinster weise bedrohlich oder beängstigend. und wenn ich gestorben wäre, wäre es mir nicht sonderlich aufgefallen. dahinsiechen ist schlimm. wachkoma, je nachdem. agonie. krankheit. der sterbensprozess kann schlimm sein. der todeskampf. tot sein ist schlimm für die, die übrig bleiben. denen ein lieber mensch genommen wurde. und die an ihre eigene endlichkeit erinnert werden. binsenweisheiten. mich irritiert immer die beflissene sprachliche hilflosigkeit solcher beileidsbezeugungen, als wäre es wichtig, dazu etwas zu sagen, obwohl es eigentlich nichts zu sagen gibt. manchen gelingt da ja durchaus was glaubwürdiges, aber bei weitem nicht allen. ist die öffentliche zurschaustellung der persönlichen betroffenheit ein akt des mitgefühls? oder nur irgend so ein eitles ding. facebook ist nicht der rechte ort für trauer. denke ich.

wer nach seinen traurigen worten morgen lustig weiterpostet, für den kann es nicht so schlimm gewesen sein. the games must go on.

 

papageno

Stephan Flommersfeld hat eine Möglichkeit entdeckt, wie man, auch auf eine größere räumliche Distanz, per Internetz, gemeinsam, parallel, zeitgleich an einem gemeinsamen Text arbeiten kann. Das ist sensationell interessant. Das machen wir jetzt fast jeden Tag. Dieser Text, ausgehend von Stephans erstem Satz : „auf meiner Schulter sitzt ein Papagei“ war ein absoltutes Hin- und Hergeschüttel. Hat aber sofort eine Vertonung nahegeegt. Es gibt 3 vertonte Varianten. Stephan hat dann aus Material, das ich ihm zugeschickt habe, eine geniale Variante geschnitten (Nr. 3), die für uns das Non-plus-ultra darstellt. Wenn man unten auf den Text klickt, kann man sich das anhorchen.

wenn hier klickt, dann kann man sich auch anhören, wie das vertont ist

 

baum und socke

am Sonntagmorgen, kurz nach 9 Uhr, auf dem Weg zum Urwaldcamp: Baum und Socke. Durch die Streifen und die Punkte hatte die Socke was Amerikanisches, was sofort ins Auge fiel. Die Punkte auf dem Baum hab ich dann erst beim Zeichnen entdeckt.