thesenpapiere
27. mai
bm
gesicht
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beobachtungen und schlüsse
Diese Woche in der Saarbrücker Zeitung ein Foto von einem Kindergartenkind, dem die Eltern ein Schild um den Hals gehängt haben, auf dem man lesen konnte, dass auf des Kindes Rücken der Streik der Kita-Angestellten ausgetragen werde. Erster Gedanke: Das ist falsch: Die Eltern meinen ja wohl eher, dass auf ihrem eigenen Rücken der Streik der Kita-Angestellten ausgetragen wird. Also müssten sie sich doch eher selbst das Schild um den Hals binden und nicht ihr Kind als Transporter politischer Botschaften missbrauchen, das sie selbst wiederum als Opfer des Streiks sehen.
Eine ältere Bewohnerin der ehemaligen Residenzstadt Ottweiler, die vor ihrem Haus irgendetwas in ihr Auto räumt, und dabei eine glitzernde Bluse trägt mit der Aufschrift: HEAT. Erster Gedanke: Ob die Menschen wissen, was sie sich da auf die Bluse schreiben? Zweiter Gedanke: Was wäre, wenn da muttersprachlich korrekt HITZE stünde? Wäre das nicht igendwie lustiger, tiefgreifender, erhellender? Dritter Gedanke (wenn auch etwas albern vielleicht): Ausdruck hitzewallender Erfahrungen in der Menopause?
Barbara Schöneberger zum 0-Punkte-Erfolg von Ann-Sophie beim ESC: „Wieso hat das nicht geklappt? Das Lied war toll und sie sah doch gut aus?“ Erster Gedanke: Eben, genau dort liegt das Problem. Mühe allein genügt nicht, das wusste schon Frau Sommer aus der Jacobs-Kaffee-Werbung aus eigener leidvoller Erfahrung.
Erstaunlich überhaupt dieser gesamte Wettbewerb, der ja doch einige Menschen bewegt. Diese Kraftmeierei, dieser zähe, durchgestylte Bombast in jedem Stück, man fühlt sich doch an Eiskunstlaufwettbewerbe erinnert, wird die nächste Sängerin den dreifachen Toe-Lop stehen oder bringt sie dann doch nur die Biellmann-Pirouette? Man sollte vielleicht A und B Noten verteilen für technischen Anspruch und Kostüm. Einheitsbrei, Bombast, 100% sensibilitätsfrei: ein absoluter Ausdruck unserer Zeit.
hopfnung
21.5.15 der politische jamertyp, in der lokalpolitik engagiert seit mindestens 30 jahren, wenn nicht länger, ein parteisoldat, der alles mitträgt, wenn es nur die eigene partei beschließt, und der dasselbe scheiße finden würde, wenn es die gegenpartei beschlösse, phatansie- und humorlos bis auf’s mark, alles besserwissend, weil er ja – zumindest nach eigenem dafürhalten – mit allen wassern gewaschen, alle boshaftigkeiten der anderen kennt und weiß von welchen Intrigen begleitet die entscheidungen gefällt werden: Ihr werdet noch sehen, was Ihr davon habt, denn Ihr habt die ja gewählt, die jetzt dies und das wollen; nur gut, dass die eigene partei alles anders gemacht hätte, wenn man sie denn gelassen hätte: das alles ist nur noch deformation, nicht der geringste krümel an information oder geistiger bewegung.
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cLAUDIUS sEIDL SCHREIBT IN DER fRANKFURTER aLLGEMEINEN sONNTAGSZEITUNG VON DIESEM wOCHENENDE EINEN aRTIKEL ZU kULKTU UND tTIP-aBKOMMEN, DEN ICH FÜR ABSOLUT BEMERKENS- UND NACHDENKENSWERT HALTE: eR ENDET MIT FOLGENDER sENTENZ.
„…Kultur ist das Wort, das wir an jede Scheune nageln, die für die Landwirtschaft nicht mehr zu gebrauchen ist, an jede Brauerei, aus der die Bierproduktion ausgelagert wurde. Kultur ist der Nenner, auf welchen sich die Gremien, die Räte, die Jurys einigen können, der Dämmstoff, welcher den Lärm und die Kälte tatsächlicher Konflikte draußen hält, wenn deutsche Funktionäre die Fördermittel vergeben. Sie ist also das Gegenteil dessen, was uns die Kunst sein müsste: Anspruch und Zumutung, Gipfel und Abgrund, eine Herausforderung und vielleicht der Vorschein eines besseren Lebens.
Und schon deshalb haben die Proteste der „Kulturschaffenden, Kultureinrichtungen und Kulturverbände“ mit den tatsächlichen Gefahren des Freihandelsabkommens kaum etwas zu tun. Die Gefahr, um die es hier geht, wäre die, dass wir, die Gesellschaft uns bewusst würden, wie brav, niedlich und obrigkeitshörig unsere Kultur geworden ist:“