Kritik der Kritik

Dr. Sabine Graf schreibt heute in einem Auftragsartikel für die Saarbrücker SZ über die Jubiläumsausstellung Jo Enzweiler im Museum Schloss Fellenberg in Merzig.
Der Artikel endet mit folgenden Gedanken:
„Die Ausstellung versammelt das, was man von Enzweiler kennt: Die gerissenen Karton-Collagen in leuchtendem Gelb in immer neuen Variationen, die Farbkombinationen sowie Nuancen einer einzigen Farbe auslotenden Gouache-Drucke, die das Verhältnis von Raum und Zwischenraum erkundenden Papierschnitte beziehungsweise Zeichnungen und die seit einigen Jahren gefertigten Skulpturen, die das Zusammenspiel geometrischer Formen erkunden.
Das ist altvertraut, doch stammen die gezeigten Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 2006 und 2014. Es wäre ein Leichtes, daher von der Wiederkehr des Immergleichen zu sprechen. Doch geht es hier gerade darum, die Qualität herauszukehren, die in der dauernden Befragung des Materials und der Entdeckung weiterer Kombinationsmöglichkeiten von Vorhandenem liegt. Hierin begegnen sich Kunst und Leben. Zudem geht es wie in jedem künstlerischen Werk um Wiedererkennbarkeit. Die Wiederholung ist dafür ein probates Mittel. Sie schafft ein Markenzeichen, um einen Künstler den Tag hinaus einen Platz in der Kunstgeschichte zu sichern.“

An folgenden Punkten muss wiedersprochen werden:
Es wäre nicht ein Leichtes, von der Wiederholung des Immergleichen zu sprechen. Man muss hier von der Wiederholung des Immergleichen sprechen. Denn darum handelt es sich. Und aus der bloßen Wiederholung erwächst erstmal per se keine Qualität. Sich zu wiederholen heisst noch nicht, dass man dabei Entdeckungen macht.

Es ist zwar eine interessante Frage, ob es möglich ist, und ab welchem Zeitpunkt Quantität in Qualität kippt, ob aus der bloßen Wiederholung irgendwann etwas Erhellendes wächst, aber Sisyphos, der täglich seinen Stein zu rollen hat, ist eine andere Veranstaltung. Auch Entwicklung gehört zum Mensch-Sein. Zugegeben, es mag natürlich auch an mir liegen, dass ich hier keine Entwicklungen sehe. Ich sehe hier keinen Suchenden, der ein Thema umkreist und mit sich und der Welt etwas zu klären und mir folglich etwas Interessantes zu sagen hätte. (Wie ich es durchaus bei Sigurd Rompza oder Lukas Kramer sehr). Ich sehe hier jemanden, der in seinen jungen Jahren einmal eine Idee hatte und uns seit 30 Jahren immer wieder dasselbe Bild zeigt, oder dasgleiche, das spielt hier kaum eine Rolle. Kennste eines, kennste alle.

Heftig wiedersprochen werden muss dem (ich bin ja nicht Dr. Sabine Graf, aber diese hätte früher einfach folgendes Adjektiv in den Raum geworfen, das ich nie mochte, aber das Imperium darf ja auch mal zurückschlagen, also bitteschön:) hirntoten Satz „Zudem geht es wie in jedem künstlerischen Werk um Wiedererkennbarkeit.“ …bei jedem künstlerischen Werk!? Das ist in seiner groben Verallgemeinerung eine derartige Frechheit und Anmaßung von Urteilskraft, dass man sich das nicht lange genug immer wieder vorlesen kann…; Vielleicht geht es bei Jo Enzweiler um Wiedererkennbarkeit. Aber das ist generell schon eine hahnebüchene Bemerkung. Es geht von mir aus um solche Dinge wie „Schönheit“, Erkenntnis, Wahrheit, Leben und Tod, die Welt an sich, aber doch nicht um Wiedererkennbarkeit. Angenommen, auch Litaratur sei Kunst, was ich gerne annähme, hat Vrginia Woolf so stilistisch unterschiedliche Bücher geschrieben, weil sie in ihrem Schreiben um Wiedererkennbarkeit gerungen hat? Liebe Literaturwisschenschaftlerin: behaupten kann man vieles, aber halten lässt sich oft davon nur wenig. Max Ernst rang um Wiedererkennbarkeit? Fuck off.

„Die Wiederholung ist dafür ein probates Mittel. Sie schafft ein Markenzeichen, um einen Künstler den Tag hinaus einen Platz in der Kunstgeschichte zu sichern.“ Diesen Satz kann sie noch weniger ernst meinen. Ich kann das nur so verstehen, dass sie, mit dem Güllepfosten winkend, dem Enzweiler Joachim (wie heisst man wirklich, wenn man „Jo“ heisst?)(Josef?)(Jorinde?)(Joringel?) eins reinwürgen will, sich vor der anerkannten Fachkraft aber nicht das zu sagen traut, was sie sagen möchte, wo sie doch jedem anderen hergelaufenen Künstlersmann oder jeder hergelaufenen Künstlersfrau einen reinwürgt, wenn sie den oder die sich tiefer dünkt, und sich auch noch was drauf einbildet.

Fuck off, die Zweite.

 

 

Es gilt Billy Wilders Prämisse: Du darfst nicht langweilen!

achtuhr


ebenfalls ein Blatt mit Kuchenkrümelresten und dann heute morgen wach werden, nach rechts aus dem Fenster gucken, und da sitzen eigentlich jeden Morgen Vögel, als hätten sie zuviele Western gesehen. Der richtige Zeitpunkt für einen Showdown. Achtuhrmorgens.

krümelhandjunge

Gestern mittag gab es im Kurs Käsekuchen. Macht natürlich Krümel. Nun kommt der Wunsch nach Krümel und Kuchenstück-Zeichnung zum falschen Papier und dem falschen Stift. Abends am Bahnhof dann ein Präpubertierender mit Handy (der Zugang zur Welt erfolgt nicht über Krümel, sondern über die Fingerspitze) und zuhause ein Edding. So wurden die Blätter ergänzt und so sieht’s dann jetzt aus. Zugang zur Welt über Umwege.

mischteile

Jürgen Küster hat dieses kleine Büchlein zusammengestellt, das ich hiermit des Blätterns anheimgeben möchte.
Wir hatten vor einiger Zeit begonnen, uns gegenseitig mit elektronischen Zeichengeräten erstellte Zeichnungen hin unf her zu schicken, um sie zu ergänzen, zu bearbeiten, zu verändern. Ein lustvoll-spielerischer Prozess, der sich an unser Fehler-Projekt angeschlossen hat. An einem bestimmten Punkt war der Reiz vorbei und Jürgen hatte die Idee, in einem Büchlein Zeichnungen aus dieser Aktion mit anderen Arbeiten, die unabhängig davon entstanden sind, zu kombinieren. Das ist jetzt dabei herausgekommen. Jeder von uns hat Vorschläge für entsprechende Doppelseiten gemacht, Jürgen hatte die Endredaktion und ich finde, das kann sich schön sehen lassen!

glück – schicksal – wahrheit

so meinte doch letztens jemand, endlich habe sie es erkannt: jetzt wären das glück, das schicksal und die wahrheit ganz auf ihrer seite. was die menschen gerne halt so glauben. da arbeitet man sich jahrelang daran ab, die dinge zu hinterfragen, die zwischentöne zu lokalisieren, die begriffe zu bestimmen, die wahrnehmung scharf zu stellen und was derer dinge sonst noch welche sind, und dann schlägt einem diese gewissheit entgegen.

oben eine von mir in plötzlichem erkenntniswahn wahrgenommene wahrhaftige und einzig mögliche darstellung des schicksals. vielleicht sollte man sich nochmals mit der tradition der allegorie beschäftigen? ach nee, non m’interesse.