making of the ausstellung

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Heute morgen ganz in der Nähe der Saarschleife, im Innen-Areal des Cloef-Atriums in Orscholz, Aufbau der ersten 34 Bank-Bilder mit Bänken aus der dortigen näheren Umgebung. Einer der ebenfalls dortigen Mitarbeiter sprach in seiner ihm eigenen sensiblen Art den Satz: Heit Ohmend ess dord awwa Hexxennaaacht unn enn Hochzeit unn de Geburrtsdaach vomm Spoaatvaein, iwwa dreihunnat Leit; do ess moije nix mee doo vonn denne Sache. Sehr beruhigend, alles in allem. Jetzt steht es aber menschengeschützt im Veranstaltungssaal und findet am Sonntag erst den Weg nach draußen. Und ich kann bis Sonntag jetzt erstmal ruhig schlafen…

willemsens freizeit

willemsen
Irgendwie mochte ich Roger Willemsen noch nie so richtig leiden mögen. Vielleicht ist es die Stimme. Vielleicht die doch immer leicht überheblich wertend klingende Attitüde. Vielleicht auch die Tatsache, dass er in einer seiner Interviewsendungen Hannelore Elsner mal derart klebrig in den Ausschnitt krabbeln wollte, statt sie vernünftig zu interviewen, naja, bei Schobert und Black gab es in meiner Kinderheit mal den „Schwamm-drüber-Blues“ – – – jetzt habe ich am Sonntag beim Aufräumen in Peters Haus ein Exemplar von Willemsens Buch „Deutschlandreise“ entdeckt, und da jeder seine Chance bekommt (naja, fast jeder), lese ich das jetzt. Und heute morgen entdecke ich dann doch einen Satz, der mir gefällt, and it goes wie das:
„…Es ist eine andere Welt, in der man zwischen ‚Freiheit‘ und ‚Freizeit* nicht unterscheiden kann, …“
Das scheint mir doch das ein oder andere gut zu treffen.
Ansonsten war gestern abend Eröffnung der „angezettelt“-Ausstellung im Saarländischen Künstlerhaus und ich habe mich wirklich sehr gefreut, feststellen zu dürfen, dass manche Menschen nicht nur virtuell im Netz, sondern real existieren, Frau Blaumann zum Beispiel. Wir sind uns begegnet, wenn auch nur sehr kurz, leider, und es war schön und gut und jetzt hat man eine ganz andere Vorstellung, wenn man sich die Sachen anguckt und die Kommentare liest. Und umgekehrt vielleicht auch.  Und eine sehenswerte Zeichnung von Gerd Brunzema findet sich auch noch in der Ausstellung. Es gibt also ein wirkliches Leben hinter der Internet-Oberfläche! Yeah. Und der Nußbaum fängt auch so langsam an zu blühen!

veranstaltungstipp

Das Saarländische Künstlerhaus feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde ein ganz besonderes Projekt ‘angezettelt’, im wahrsten Sinne des Wortes.
Eingeladen waren alle ordentlichen Mitglieder des Künstlerhauses, verbunden mit der Aufforderung, weitere Künstler oder Schriftsteller für die Teilnahme an der Ausstellung / dem Katalog zu gewinnen. Ergänzt wurde die “Einladungsliste” um Gäste aus der Großregion und um eine Reihe von Künstlern, deren Arbeiten in der Vergangenheit im Saarländischen Künstlerhaus gezeigt worden waren.

Trotz gleicher Voraussetzungen – alle erhielten einen Karton im Format DIN A3 – haben die 130 teilnehmenden Künstler diesen in unterschiedlichster Weise bearbeitet. In der Ausstellung gibt es somit außer den bekannten Positionen eine Reihe von interessanten Überraschungen und Querverbindungen zu entdecken.

Zur Ausstellung ist eine umfangreiche Publikation erschienen. Da im Saarländischen Künstlerhaus auch die Schriftkünstler und Schriftsteller beheimatet sind, durften und sollten auch sie ihre Texte beisteuern, die nun ebenfalss mitsamt biographischer und bibliophiler Daten im Katalog abgedruckt sind.

Aatz Julia | Ahnert Cornelia Beate | Akbal Mert | Andler-Laurenz Inge | Baur Julia | Behn Dörte | Behr Ulrich | Belser Ute | Benkert Brigitte | Bettinger Jutta | Binger Dietmar | Blaumann Sibylle | Boecker Arvid | Böhm Sebastian | Bohr Monika | Bonnländer Katja | Börner Edda | Brunzema Gerd | Constroffer Werner | Czerny Ulrich | Dawo Sofie | Delleg Josefh | Dimitrov Nikola | Durrang Joachim | Eberhardt Beate | Ebert Hans-Josef | Ecker Jürgen | Eckhardt Frauke | Eickhoff Gabriele | Eickhoff Joachim | Emmert Gudrun | Emser Kurt | Engberding Reinhold | Fecht Theda | Flommersfeld Stephan | Fritsche Jürgen | Garmer Beate | Gierend Brunhilde | Goller Michael | Grand-Montagne Max Gert | Günther Heidrun | Haag Sigrid | Haake Daniel | Hallauer Till | Haring Anne | Harth Klaus | Hau Monika | Hellenthal Mane | Hendrich Valérie | Hoffmann Ramona | Hoxhaj Zymryte | Hümpfner Juliana | Husel Hans | Hüttermann Birgitta | Jeschonnek Heike | Jodes Diane | Jung Petra | Kattler Vera | Kenn-Fontaine Anni | Kesseler Michi | Kessler Ursel | Klessinger Reinhard | Knigge Ingeborg | Koch Holger | Koenig Jean Luc | Koeppler Christiane | Kolaric Natalie| Kramer Lukas | Krämer Andreas | Kreck Henrike | Kuberek Stefan | Laforsch Markus | Lang Odine | Lebong Ingrid | Leiner Annegret | Liefmann Jürgen | Lindenmeyer Petra | Loos Sabine | Lotz Johannes| Mahren Michael | Maier-Speicher Monika | Martin Brigitte | Menzel Arne | Morsch Brigitte | Müller Pia | Munz Jörg | Münz Inge | Ndabananiye Christophe | Neumann Andrea | Orlinski Annette | Pesic Dragana | Porz Meike | Pötz Natascha | Rammacher Christoph | Riccardo Lyn | Riethmüller Gertrud | Ring Susanne | Rohr Armin | Romeyke Katja | Scheiblich Maria | Scheiblich Volker | Schirra Ralf Johannes | Schmidt Susanne | Schneider Mechthild | Schreiner-Bastuk Ruth | Schrickel Monika | Schuster Lena Lieselotte | Schütz Veronika | Schwarz Rudolf | Seiz-Kupferer Stefanie | Sieben Volker | Simon Ellen | Simon Norbert | Sokolova Maja | Specht Susanne | Steitz Erwin | Steitz-Kramer Christine | Steitz-Lausen Barbara | Stöhr Ann-Marie | Stoll – Wachall | Strugalla Matthias | Sturm Judith | Tar Edith | Terauchi Fumiko | Titz Alexander | Verdet Veronique | Wagner Gabi | Weber Irmgard | Weingardt Elke | Zech Dorothea | Zorn Monika | Astel Arnfrid | Behringer Klaus | Berger Marcella | Bernarding Klaus | Blaß Olgaruth | Bubel Dirk | Diesel Ellen | Dorscheid Nelia | Klaus R. Ecke | Gerhard Hans | Göttel Sabine | Gulden Alfred | Hausemer Georges | Heydrich Mark | Kemmerzell Marion | Kovacs Franz | Latz Gaston | Monk Radjo | Petto Rainer | Pfeffer Paul | Römbell Manfred | Schaus Robert | Schmied Erhard | Schrauff Chris | Schröder Marietta | Ischu | Tänzer Gerhard | Wassermann Mike | Weißmüller Alexey | Ziegler Katrin

Ihr Menschen da draußen, vergesst mir den SALON nicht!

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Am Samstag wird er stattfinden. Fast auf den Tag ein Jahr später als unser erster Salon im letzten Jahr (vielleicht wird’s jetzt eine Art „April-Salon“?).

24. April 2010, 19 Uhr, Höhenstraße 2, 66687 Wadern-Oberlöstern.

Was wird uns erwarten?

 
 

1. Eine Performance der Gruppe Jetztzeit.

2. Eine Lesung mit Karin Klee.

3. Eine Bärlauchsuppe.

4. Ein angeregtes Gespräch über das Gesehene und zu Sehende.

5. Nicht zu vergessen die Fotos von Mechthild Schneider.

(Es wurde zwar um eine vorherige Anmeldung bis zum 18.4. gebeten, falls jemand dies aber erst heute liest und auch auf das Süppchen evtl. verzichten kann, geht auch sicher ein spontaner Besuch…)

Bei der Gruppe Jetztzeit handelt es sich um Astrid Hensler, Maria Kowalski, Karin Maria Zimmer und Natalie Kolaric. Im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik werden sie in diesem Jahr auch in der sog. Landeshauptstadt zu sehen sein. Sie schreiben selbst zu Ihrer Aufführung:

Wir haben uns getroffen und ausgewählt, was wir aus dem momentanen Repertoir unserer Arbeit zum Thema HEIMAT zeigen werden.Die Aktion bei dir werden wir HEIMAT SKIZZEN nennen. (Also ein Ausschnitt unserer momentanen Arbeit)
Wir werden einen Text, den wir passend zum Thema Heimat ausgewählt haben, stimmlich und performantiv variieren. Dabei werden bestimmte Passagen und Worte willkürlich aufgegriffen. Der gewohnte Fluss des Textes wird neu zusammengesetzt. Daraus ergibt sich ein neuer Inhalt, eine neue Aussage, die daraus folgend stimmlich neue aufgegriffen und betont wird.
Ein ungewohnter Klangteppich mit vielen stimmlichen Varianten und Stimmungen entsteht.

Soweit zu unserer Darbietung. Wir werden sie am Stück präsentieren und es dauert etwa 20 min.

Karin Klee schreibt über sich und ihre Lesung folgendes: karin klee wohnt seit 26 jahren in oberlöstern und ist noch immer am leben. dies ist deshalb so erstaunlich, weil sie hier in olö – das schicksal teilt sie inzwischen mit mehr als einer handvoll anderer menschen – eine zugezogene ist. ein zustand, der sich niemals ändern wird. nicht in oberlöstern.
so ist es mehr als erklärlich, dass karin aus teils notwendigen, teils unnötigen gründen heraus vor etwa 10 jahren mit der schriftstellerischen schreiben begann. obwohl sie von berufs wegen als redakteurin an einer tageszeitung nicht weit davon entfernt gewesen ist. sie verfasst gedichte, kurze und längere geschichten, krimis und kann auch aus allem ein schriftstellerisches drama machen. heute ein stück kurzkrimi passend zum ort dieses geschehens.

FRÜSTART SPÄTVORSTELLUNG NACHTRAG NACHTRAG

In der Spätvorstellung wurden Fotos von Julia Baur gezeigt. Daneben einige Texte gelesen. U.a. eine Übersetzung eines Gedichtes von Jaques Prévert und viele Texte von Stephan Flommersfeld. U.a. die folgende Wiederentdeckung. Trägt den Titel: FABEL. Und geht wie dies:

ernährt die auster den bär?
entbehrt der biber die echse?
was ist los mit dem fisch?
die fledermaus findet den weg.
nicht so die fliege.
die flugente überflügelt die gemse.
das wiederum gefällt dem habicht nicht.
die heuschrecke bleibt indifferent.
kritisch beargwöhnt das huhn den hund.
ein käfer ist kein ersatz für eine katze.
der krebs ändert beim kochen die farbe des panzers.
die kröte ist glücklich entkommen.
der kuckuck findet eine languste und zeigt sie der lerche.
diese ist nur interessiert an der made.
das maultier mißbilligt den maulwurf.
die muschel schenkt der natter ihr herz.
der rabe ist ein wenig nervös.
warum verheimlicht die ratte der raupe das rind?
der salamander befeuert das schaf.
das schwein beweint den tod der spinne.
der stier wird das stinktier nicht los.
taube, wanze und wolf finden keinen gemeinsamen nenner.
der ziege darf die zecke nicht egal sein.
denn in der ziege steckt die zecke,
und mit tücke
saugt die zecke
blut.

Und weil es ein wunderschöner Morgen zum Lesen ist, auch noch kurz meine Prévert-Übersetzung:

Im Blumenladen.
Ein Mann betritt einen Blumenladen
er sucht sich Blumen aus
die Blumenhändlerin wickelt sie ein, die Blumen
der Mann bewegt seine Hand zu seiner Jackentasche
um dort, dort in der Jackentasche,
das nötige Kleingeld herauszusuchen
das Kleingeld für die Blumen
doch plötzlich
plötzlich
bewegt sich die Hand des Mannes zu seinem Herzen
und er fällt.

Im selben Augenblick, in dem er fällt,
rollt das Geld auf den Boden
und danach fallen die Blumen
im selben Augenblick wie der Mann
im selben Augenblick wie das Geld
und die Blumenhändlerin steht so da
mit dem Geld, das rollt
mit den Blumen, die fallen
mit dem Mann, der stirbt

wirklich: das alles ist unendlich traurig und erschütternd

und die Blumenhändlerin denkt,
sie müsse doch irgendetwas tun,
aber was?
undwas zuerst?
Man müsste ihnen doch helfen
diesem Mann, der stirbt
diesen Blumen, die fallen
und diesem Geld,
diesem Geld, das rollt und rollt
und damit nicht mehr aufzuhören scheint.

FRÜHSTART SPÄTVORSTELLUNG NACHLESE NACHTRAG

In der Ausstellung habe ich einige Zeichnungen gemacht von der Anordnung der Bilder und Zeichnungen an den Wänden. Gemischt waren ja nicht nur Dinge aus eigenen älteren und neueren Sachen von mir (zwei getippte Blätter aus „gesellschaftsfähig sein ist prima“ z.Bsp.), sondern auch unser aller Arbeiten untereinander, was z.T. hübsche Kombinationen ergab. Dieses Abzeichnen von Ausstellungsanordnungen und diese dann wieder selbst ausstellen (das alte Thema vom Abbild des Abbildes der Wirklichkeit o.s.ä.) taucht da wieder oder auch die Idee vom Bild des Sofas über’m Sofa. Etwas was mir auch generell für eine größere Ausstellung gefallen könnte: Im ersten Raum, wo man sonst von der restlichen Ausstellung noch nix sieht, Zeichnungen, die Ausschnitte aus den restlichen Räumen zeigen, was man dort natürlich noch nicht ahnt. Und dann geht man weiter und: aha. Und dann entdeckt man eine Gruppe von Bildern, die man in einem der letzten Räume fast gleich, auch wieder entdeckt. (Thema: „Die unbeantwortete Frage“)…

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FRÜHSTART (mit SPÄTVORSTELLUNG)

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Ausstellung im Atelier dreimal: Julia Baur, Maria Montnacher-Becker und als Gast: Klaus Harth
nur an diesem einen Wochenende!:
SAMSTAG: 17.4. von 16 Uhr bis 21 Uhr, um 19 Uhr: SPÄTVORSTELLUNG
SONNTAG: 18.4. von 11 Uhr bis 18 Uhr.
Dechant-Held-Straße 3 in 66780 Rehlingen-Siersburg.
(ich sehe grade auf der Karte, da geht auch ein „Hartweg“ ab. Wenn auch mit einem „h“ zuwenig)—

informieren deformieren performieren

Es ist keine Kunst, Performance zu machen, wenn viele Leute zuschauen, samt Presse und Fernsehn und so.
Die wahre Kunst: Performance machen, wo keiner zuschaut.

Das schreibt Sibylle Blaumann, am linken Ufer sitzend und damit hat sie recht. Vielleicht wäre sie mit diesen Gedanken auch eine begabte Tapirimitatorin? Die Welt braucht mehr Tapirimitatoren! Und man sollte diese Bewegung auch im schwäbisch-badisch-württembergischen Raum wiederfinden!

sitz!

19
Öl auf Pappe, 6.4. und 12.4.10, 24x30cm
18-ueberarbeitet
Öl auf Pappe, 30x40cm, 12.4.10

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Eine Ausstellung zusammen mit Petra Jung, Vera Kattler, Philipp Strobel und Stephan Flommersfeld. In der 90-Tage-Galerie in Bardenbach (bei Wadern). Im nördlichen Saarland, dort wo nur noch vereinzelt Menschen anzutreffen sind. Erfreulich viele haben zur Eröffnung trotzdem den Weg aus den zivilisierten Bereichen hierher gefunden, trotz umfangreicher Vollsperrungen der A1 Richtung Norden (da war wohl die Saarbrücker Kunstkartell-Mafia mit ihrem stark vernetzten Beziehungswerk am Start). Das war schön. Geplant wurde zur Finissage spontan eine zwölfstündige Tapirimitation von Vera Kattler, parallel dazu liest Klaus Harth die komplette Autobiographie von Erich Honecker und Petra Jung tanzt ein sozialistisches Tanzimitat. Oder so was Vergleichbares. Ebenfalls wurden die ersten Wöllsteiner Tapirimitatorentage geplant, der Termin steht noch nicht fest. Wir suchen noch einen Verlag für unser Buch: Anleitung zum Tapirimitieren. Es gibt noch zuviele Tapitimitatorenamateure. Dies muss geändert werden. -> für vorbereitetende Studien und Beiträge.

PS: Eine Zeitungsnotiz in der Saarbrücker Zeitung vermeldet: Im gerade sich im Dreh befindlichen neuen Saar-Tatort wird (in Marpingen?) eine Performance-Künstlerin ermordet! Yeah! Wieder mal voll aus dem Leben gegriffen! Darauf haben wir schon lange gewartet. Aber interessant, wie dann doch so langsam die Kunsthochschule die Vorstellungsweilten im gesamtgesellschaftlichen Kontext beeinflusst. Interessant finde ich auch, wenn man sich vorstellt, wie man sich jetzt den Prototypen der Performancekünstlerin vorstellt. (Und wieso gibt es in dieser Vorstellungswelt nie Performancekünstler, wieso ist dies ein typischer Frauenberuf? Weil man da so gut Familie und Beruf miteinander vereinbaren kann? Fragen über Fragen. Vielleicht hat ja mal jemand ne Antwort. Vielleicht liest das ja auch mal n verantworlicher Redakteur vom SR. Falls es sowas geben sollte…)

dreihundert

aus einem Interview mit Wolf Haas aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von gestern (es ging um Schreiben und um Sport):
Vielleicht liegt die Haupterkenntnis darin, dass sich die besten Effekte nicht planen lassen, sondern im Moment entstehen. Bei den ganzen Fußballdiskussionen wird immer behauptet, es gäbe eine Richtigkeit und ein System, und in mancher Hinsicht stimmt das ja auch. Aber wenn dann der Messi links abbiegt statt rechts, dann ist das eben doch besser, dann entscheidet nicht die Richtigkeit des Systems, sondern der einzelne geniale Schachzug. Im Sport gibt es den Mythos der Ideallinie. Aber man kann langsam auf der Ideallinie fahren – und schnell daneben.
Was heißt das, auf das Schreiben übertragen?
Dass man nicht zu brav sein darf. Es gibt beim Schreiben Regeln, wie ein Plot zu funktionieren hat, Gesetze der Dramaturgie. Das ist alles hilfreich. Auch ich mache mir vorher ein Konzept, ein System, aber richtig gut wird es nur, wenn ich mich nicht dran halte, wenn ich weiß, jetzt müsste ich links abbiegen, damit die Dramaturgie stimmt, aber es ist viel lustiger, rechts abzubiegen. Ich entscheide mich im Zweifel immer für den Moment, für den Übermut und gegen die Richtigkeit. Dadurch werden die Dinge interessant, auch im Sport.