31.1.21

      1. 7UHr28 bis 7UhR34

er steht dicht vor und gegen die schwarze wand mit ernstem gesicht und hat da mehrere zettel drangeklebt und er steht und er haut in rhythmischen abständen, rhythmus könnte man ja eh definieren als der zeitliche abstand beim wiederholten eintreffen von irgendwas, zärtlich oder wütend oder laut oder leise mit einer plastikfliegendklatsche gegen die wand. Ich finde, nichts beschreibt ihn besser. Allein, mit der plastikfliegenklatsche vor der wand. Das ist der punkt an der wand: windmühlen war gestern.

30.1.2021

      1. 21uHR 17 bis 21UHR 26

die konstruktion der welt verlangt einen baumarkt. Die politiker entspringen seinem dickicht & zeigen mir die dinge, die sie mitgebracht haben. Es sind die dinge, die sie mir zeigen wollen. Es sind nicht die dinge, die sie mir nicht zeigen wollen. Ich schaue & betrachte & denke: hatte ich nicht etwas anderes bestellt? Was mache ich überhaupt hier? Hier warte ich und kann nicht anders?

29.1.21

      1. 9uhR3 bis 9uHr10

oh ja, eigentlich sollte ich draußen sein. Aufrecht und gehend. Und sitze stattdessen hier drinnen. Was habe ich vor einem jahr gemacht? Eine frage, die mich immer wieder beschäftigt. Wo war ich, wer war ich, wann war ich? Immer wieder erinnere ich mich an frühere punkte in meinem leben und denke: ach du scheiße. Hoffentlich weiß das keiner mehr! Wie dumm war man. Was hat man dummes von sich gegeben. Und war doch am besten möglichen punkt. Am rande der erkenntnis. Am rande des eigenen vermögens und wissens. Am rande der eigenen welt. Falsch: mittendrin! Und konnte keine weitere erblicken. Und heute weiß man: man ist weiter. Nicht mehr so dumm und der horizont ist ein anderer. Das hat etwas tröstliches, nämlich: ich sehe, ich kann mich ändern. Aber auch etwas beunruhigendes: in fünf jahren werde ich über den heutigen punkt vielleicht ähnlich denken wie jetzt über einen früheren: und ich merke jetzt nicht, wie dumm ich eigentlich bin. Ich sehe jetzt nicht, was ich morgen peinlich und scheiße finden werde. Bleibt so und ändert sich.

22.1.21

22.1.21 8uHr36 bis 8uHR41

lese eben in dem elfriede jelinek interview mit joseph beuys den satz, er sei als kind mit dem wanderstab als hirte mit einer imaginären herde umhergezogen. Es erinnert mich daran, dass ich als kind fasziniert war vom öffentlichen nahverkehr, gab es doch bis 1978 in neunkirchen noch eine straßenbahn, mit der ich von der schule aus nachhause fuhr. Der gedruckte fahrplan mit dem linienplan nahm mich in beschlag. Zeit und raum waren schon immer meine themen, wenn man so will. Ich dachte mir in meinem heimatort linien aus, zeichnete einen linienplan, fuhr diese linien mit dem fahrrad, maß die zeit und erarbeitete einen fahrplan, den ich dann nachmittags nach der schule abgefahren bin. Die einzelnen linien hatten natürlich nummern, kürzere strecken, und auch eine längere einmal quer durch den ganzen ort. Und natürlich bemühte ich mich, den fahrplan einzuhalten.

21.1.21

      1. 8UhR48 bis 8uRh 53

der schnee ist verschwunden. Draussen stürmt es eine warme luft. Die ruhige ordnung des schnees ist verschwunden, dreck fliegt durch die luft. Wer hat zeit zum atmen? Es leuchtet auch nichts mehr. Mein linkes ohr hört weniger als mein rechtes. Auf der linken seite meines kopfes bin ich dümmer als auf der rechten. Oder muss man sich das auch gespiegelt vorstellen? Auf der rechten seite meines kopfes bin ich dümmer als auf meiner linken? Die finger bewegen sich nur zögerlich. Auch ihnen ist es egal, ob ich kaltes oder warmes wasser über sie gieße. Alle wollen so schlau sein. Wer nicht?

17.1.2021

      1. 23UhR10 bis 23uHr22

in diesem jahr der hundetrend im schnee: pinkeln auf schneehaufen. Überall kleine berge mit gelb gefärbten gipfeln. In diesem jahr der menschentrend im schnee: soviele schneemänner (keine frauen, warum eigentlich nicht?) habe ich schon seit jahren nicht mehr gesehen. Auf allen befahrbaren abhängen schlitten, kinder, snowboards. Der mensch ist ein spielendes tier und dies könnte einen fast sogar froh stimmen. Es könnte so schön sein. So niedlich und frei. Hängt das mit der nicht mehr gewohnten dauer des wintermärchens zusammen? Mehr als vier tage am stück? mit weißestem himmel und blauesten sonnenscheinen? Und/oder mit den ganzen pandemie-maßnahmen, so dass der mensch sich freut, wenn er mal draußen halbwegs regelkonform spaß haben kann? An einer stelle parken mehrere autos, pick-up, suv und transporter direkt auf dem acker, relativ weitab von straße und feldweg. Mittdreißiger würde ich mal schätzen. Wieso sollte man auch noch zu Fuß zum Gipfel laufen, wenn man auch direkt aus dem Auto raus auf den Schnee steigen kann? Hinten links hält ein roter kleiner Transporter, ein junger mann mit gepflegtem hund und bart steigt aus und begibt sich auf direktem weg zu der gruppe auf dem hügel. Er ist in die geheimnisse der punktgenauen landung auf dem hügel wohl noch nicht eingeweiht worden.

Es stellt sich die frage, ob man hunde überhaupt noch auf dem acker ausführen muss, oder ob es für die tiere auch interessant und befriedigend genug sein könnte, einfach nur spazieren gefahren zu werden.

Ich habe noch kurz überlegt, ob ich schaufel und besen, die auf der ladefläche liegen geblieben waren, klaue und irgenwo verstecke, oder sogar klaue und nichtwiederauffindbar verstecke. Hab es aber dann doch sein gelassen. Warum eigentlich?

14.1.21

      1. 19UhR46 bis 19uHr 54was soll es sein? Durch den schnee zu stapfen und dabei durch den schnee zu stapfen? Glücklich zu sein, wenn alle in grau verschwinden und es von unten leuchtet. Was ist das schöne daran? Dass alles so ruhig scheint? Obwohl man ja weiß, dass es das nicht ist? Die scheinbare begrenztheit der welt? Die kälte des atems? Ich sitze inzwischen ja auch im sommer gerne lange draußen und empfinde dann auch manchmal so etwas wie glück. Oder konnte, 1983 war das, in den weiher steigen und bin drei bis vier stunden geschwommen. Ohne boden unter den füßen, ganz für mich alleine. Ich war voller akne und eiterpickel und war froh, wenn mich niemand sah. Schwimmbad kam also nicht in frage. Viele jahre lang nicht. Also: Weiher. Zu zeiten, wo da nicht zu viele waren. An einsamer stelle ab ins wasser und dann – wie gesagt – drei bis vier stunden nur der kopf als sichtbares zeichen an die welt. Eben komme ich vom arzt. Es liegt schnee und es ist schon 17 uhr und entsprechend dunkel und es freut mich. Und ich habe lust, nicht auf direktem weg nachhause. Ich hätte noch stundenlang so laufen können. Mit festem schnee unter den füßen. Barfuß im schnee ist übrigens auch schön.

13. januar 2021

      1. 18UhR33 bis 18uHr38

des kaisers neues kleid ist des kaisers neues kleid. Was geht mich der kaiser an? Des kaisers neues kleid ist wie der gesunde menschenverstand: von allen benutzbar. Dehnbar. Es erklärt immer den eigenen geschmack. Verklärt die eigene meinung zur allgemeinen meinung. Der hut von beuys kann des kaisers neuer hut sein. Darunter bleibt er nackt und alle sehen es und keiner sagt es. Fett bleibt fett und kein mensch ist ein künstler. Was bleibt ist der schnee von heute. Schnee wird selten. Zumindest hier bei uns. Nur ich allein kann seine weißheit erkennen.

11.1.21 – 19UHr34 bis 19UHr 39

Was, wenn ein tag in einem kopf keinerlei spuren hinterlassen hat? Trotzdem es ein schöner tag hätte gewesen sein können?: Man hat einen schönen spaziergang gemacht. Schöne luft geschnappt. Alles. Was bleibt von alledem? Draußen springen die menschen umher und sind verrückt. Wenn ich etwas gelernt habe: der mensch kann per se alles gut oder schlecht finden. Man kann morgen das gegenteil von heute begründen mit denselben argumenten. Ich sitze als kind am fenster des hauses meiner großeltern und zeichne vögel mit einem kugelschreiber in meinen dreiähren-block. Ich sehe heute im wald ein von einem specht angenagtes vogelhaus. Woher soll der specht das wissen?

3 minuten gehirnwäsche

keine neue idee, aber eine interessante und gute: täglich für ein paar minuten die gedanken kreisen lassen und mitschreiben. Ein paar minuten, damit es eine regel hat. Regel und kontinuität. Arbeit und struktur. gehirn-wäsche im positiven sinn. wir nehmen die gedanken raus, waschen die ein wenig und tun den rest wieder rein. kann ja nix schaden. 🙂

 

10.1.21, 11uHR22 bis 11uHR28

Wie man dem toten Rasen das Leben erklärt. Wie sich die Himmel ähneln. Hier ein Blau, dort ein Grau. Wir wünschen uns dasselbe Essen wie gestern. Einfach, weil es uns geschmeckt hat. Abwechslung ist etwas für Anfänger. Vom dunkelsten Grau (nein: Schwarz gibt es keines) über Rosatöne, Rosa-Grau vor hellstem Blau. Der Horizont alleine macht nicht satt. Ohne ihn wollen wir aber auch nicht leben. Nur er trennt das Feste von der Luft. Und ohne Luft geht garnix. Ein leuchtendes und festes Weiß unten, ein Trennungsstrich, der uns Luft verschafft, und dann darüber alles andere. Strahlen. Unten ein Grün mit viel Rot-Anteil. Könnte man es etwas heller drehen, könnte es auch mitten am Tag sein. So wie gestern. Aber so, genau so, hatten wir es noch nie! An meinen Füßen wachsen krumme Finger.