jedes jahr an pfingsten kommen die stare in scharen
und fressen den baum im garten des nachbarn

bäume sind die natürlichen feinde des menschen
die stare wissen das
oder lieben einfach nur den baumgeschmack
scharenmanie

was gestern falsch war
kann heute nicht richtig gewesen sein

sagen allerdings alle

was gestern falsch war
kann heute richtig gewesen sein

sagen allerdings alle nicht

gesterday

17.5.23
gestern im bus:
3 haltestellen hintereinander:
Lessingstraße
Prälat-Schütz-Straße
Karl-Marx-Straße
: die ganze Welt mit ein paar Strichen

3 minuten gehirnwäsche

      1. 19uhr15 bis 19uhr17

steht da letztens: was treibt sie morgens aus dem bett, will heißen: was treibt sie morgens an, aufzustehen, den tag zu begrüßen, sisyphos einen glücklichen menschen zu wissen? Wie lustig. Wir mittagsschläfer haben das problem gleich zweimal täglich..Zwei steine pro tag. Zwei berge. Auch wenn sie manchen nur wie hügel erscheinen.

27. april auf den 28. april

mein traum von heute nacht: ich fahre mit dem zug. Eher ein ICE als nahverkehr. Eine frau steigt ein und setzt sich neben mich. „fährt dieser zug bis darmstadt?“ – „nein, ich fahre nachhause, der zug fährt erst über frankfurt und dann über mainz, aber so weit ich weiß nicht über darmstadt.“ aber dann waren wir eh schon unterwegs. Der nächste bahnhof kommt, leuchtende einkaufspassagen durch die wir in den bahnhof einfahren, ich erkenne es sofort: der darmstädter bahnhof! „sie haben glück, wir fahren doch über frankfurt!“ die frau packt ihre wenigen sachen zusammen. Sie tut das so unendlich langsam, dass ich denke, dass sie den ausstieg verpassen wird. Ich gehe zur tüt, öffne sie schon einmal, alles zieht sich unendlich lang. Sie verlässt dann endlich den zug. Auf ihrem platz entdecke ich zwei dinge, die sie dann doch noch vergessen hat. Scheiße. Ich renne ihr nach, treppe runter, unterführung, treppe rauf, sehe sie, sie freut sich, dass ich ihr die beiden dinge hinterhergebracht habe, bedankt sich. Ich drehe mich um, treppe runter, unterführung, treppe rauf, komme zum bahnsteig und sehe: der zug ist weg. Mit all meinen sachen. Was soll ich tun? Völlig verzweifelt kämpfe ich eine geraume zeit damit, mir klar zu machen, dass das alles nur ein traum war und ich sicher in meinem bett liege. Nichts ist verloren. Ich liege im bett und alles hat noch seine ordnung. Noch im halbschlaf erschließt sich mir die doch ein wenig einfach gestrickte symbolik dieses traums, die auch supergut zu meiner aktuellen situation passt. Klar. Logisch. Alles roger. Aber: warum gerade DARMstadt?

      1. metallisches klopfen: ein mann beim radwechsel. eine frau, der es gelingt, ihm helfend zwischen den füßen umherzuspringen. Auf einem schemel sitzt er vor dem abmontierten reifen. sie trägt dunkelblaue, eng anliegende und und vor allem glänzende stretchhosen. Es soll nach schönen und verlockenden beinen aussehen. Und es sieht nach schönen und verlockenden beinen aus. wie es unter den stretchhosen aussieht und ob der radwechsel gelingt: keiner weiß es. alles ist auf die vermehrung der eigenen art ausgerichtet. Man hätte zum radwechsel auch in die werkstatt gehen können. Tod, wo ist dein stachel? Ein blick in den rückspiegel. Ein blick nach vorne rechts. Die vermehrung der eigenen art ist die vermehrung von neubaugebieten. Sie ist die vermehrung von garagen und alten männern, die in diesen garagen nach dem rechten sehen. Ein empfangener stachel ist ein weitergegebener stachel. Ein kind! Ein kind! Schon wieder ein kind! Es ist ostern und die art vermehrt sich. Das ist das neu geborene leben! Das ist das wiedergeborene leben. Die geburt als hoffnung. Es muss kinder geben, damit die hoffnung nicht stirbt. Es muss garagen geben, damit die hoffnung nicht stirbt. Es muss überhaupt etwas geben, damit es überhaupt etwas gibt. Aber jeglicher blick in jegliche garage zeigt: seit menschengedenken werden kinder geboren und seit menschengedenken wird nichts besser. Die methode ist falsch. Im verhältnis zum tyrannen ist die garage ein relativ junges phänomen.

ces

Berlin Anfang März war die Anregung, Ces Nootebooms „Rituale“ wiederzulesen. 1993 gekauft, am 16.2.1993. Und zwar in Karlsruhe. Warum in Karlsruhe? Daran habe ich keine Erinnerung mehr. Ich könnte es aber nachschlagen. Der Roman hat drei Teile. „Intermezzo“. „Arnold Taads“. Und „Philip Taads“. Sie spielen 1963, 1953 und 1973. Wie gesagt: 1993 gekauft. Und 2023 wiedergelesen. So was mag ich. Zahlenmystik ohne tiefere Bedeutung.

„Inni stöhnte unhörbar. Die siebziger Jahre. Kaum hatten sie die Kirchentür hinter sich zugeschlagen, da krochen sie schon wie die Bettler irgendeinem Guru oder Swami zu Füßen. Endlich waren sie allein in einem schönen, leeren Universum, das über seine selbstgemachten Schienen rasselte wie ein Zug ohne Lokomotivführer, und aus allen Fenstern schrie man um Hilfe.“

 

2 tagessätze

negativer filliou:
kitsch ist das, was den tod weniger interessant macht als den kitsch

er setzt sich immer wieder ein neues ziel, in der hoffnung, dass er sich auf dem weg dorthin irgendwo sich selbst begegnet

tagessatz

sätze, die man zu menschen sprechen möchte:
es ist schade, dass ein so schlauer kerl wie du so dumm ist

3 minuten gehirnwäsche 19.1.23 19.1.23 20uhR31 bis 20UHR40

ach letztens: das minderwertgefühl
1 mehrwertgefühl plus 2 mehrwertgefühle minus 3 nichtmehrwertgefühle
wir bezahlen die nichtmehrwertsteuer
gerne oder nichtgerne
vermeiden den erdkontakt
vermeiden den wertkontakt
fremdwert
selbstwert
wertgefühl
wertvermeidungsstrategie
wertverneinung
wertverneigung
zahltag
schlusswort
wertversammlung

3 minuten gehirnwäsche

15.1.2023 10uHr18 bis 10uhr32 der erste text auf dem neuen rechner.

Wiederblöd. Morgens einen kuchen gebacken. Nachmittags einen laptop in betrieb genommen. Es regnet rein und alles andere ist egal. An mein fenster klopfen geht klar. In die stube fallen geht gar nicht klar. Ein weiher mit einem mit dem lineal gezogenen ufer. Ich komme zwar nicht zu spät, habe aber alle meine sachen vergessen. Ich habe die falschen klamotten an. Und nachher einen auftritt. Nichts geht mehr. Keine chance, die dinge zum guten zu wenden. Ich merke aber: es ist ein traum. Es ist ganz klar: es ist ein traum! Ich kann einfach aufwachen und alle probleme sind gelöst. Ich verlasse den traum und bin froh, auch wenn es ringsum dunkel bleibt. Ich schlafe beruhigt ein und lande fast nochmal in derselben situation. Wieder ist mir klar: es ist ein traum und ich kann wieder raus. Es gelingt nur nicht so gut wie eben. Wie oft kann man da rein und raus in und aus so einem traum?? zurück zu dem weiher: 1986 bin ich hier mal geschwommen. Zeitgleich zum damaligen fußball-wm-endspiel. Ich wusste, dass es stattfand. Ich wusste, dass ich mich im wasser befand und das wm-spiel irgendwo anders war. Hier schwimme ich und will nicht anders. Ich gucke zum mit dem lineal gezogenen ufer. Dort gibt es auch einen parkplatz, wo sich die autos mit ihren dorfjugendlichen einfinden. Es ist seit eh und je ein autofahrerdorf. Linealufer, bäume, büsche, autos, trinkende und rauchende junge menschen, gefangen in ihrer findungs- und vermehrungswut. N’est-ce pas? Auch gestern, satte 36einhalb  jahre später, trifft sich dort abends die dorfjugend. Und Tom Cruise trägt höchstselbst Montserrat Caballé über den reißenden bach. Dazu braucht er kein tragedouble. Ich dagegen bräuchte ein weltaushaltdouble. Weil ich so empfindlich bin. Und weil die regentropfen das klopfen verweigern.

drei tage lang hatte ich keine kraft, mich gegen die welt zu wehren.

der welt war es egal.

9.11.22 17ur40h bis 17uhr43

sie glauben nicht, was auf der hand liegt. Sie glauben nicht, was auf dem boden liegt. Sie glauben, was im dreck liegt. Sie glauben lieber das unwahrscheinliche, als das, was auf der hand liegt. Sie gehen nicht durch die tür. Sie rennen mit voller wucht gegen die mauer und sprechen: wusste ich doch, dass es hier kein durchkommen gibt. Ich kann nicht, also bin ich. Aber das hatte ich an anderer stelle schon mal erwähnt.

3 minuten gehirnwäsche 31.10.22 22uhR25 – 22uHr33

einen monat überlebt. einen monat überlebt. einen monat überlebt. Schon wieder. Aber diesmal war es nicht abzusehen. Canetti schreibt: Der wahre Kritiker, der sich an seinem Gegenstand verjüngt. Der falsche kritiker altert also an seinem gegenstand. Ich arbeite mich an meinem gegenstand nicht ab, um klüger und jünger zu werden, sondern um mich zu konsolidieren und zu altern. Was soll ich zu etwas sagen, von dem ich weiß, was ich dazu sagen möchte? Habt ihr einen grundsätzlichen gedanken zum thema zeit? Vierundzwanzig stunden unter einer langen stoffbahn immer wieder hin und her kriechen, während immer wieder die ein und selben drei töne gespielt werden. das wäre radikal. Was bedeutet form in der zeit? Ich stopfe mir immer mehr gedanken in den kopf, um jünger zu werden. Nicht um älter zu werden. Die bestätigung bringt den tod. Hinkriechen. Herkriechen. Hinkriechen. Herkriechen. Und schon wieder habe ich einen monat überlebt. Oktober, in diesem fall. Im november könnte es sein, dass ich wieder älter werde.