3 minuten gehirnwäsche (aus meiner klitzekleinen und überschaubaren welt):

letztens auf dem spaziergang mit dem hündchen an einer pferdekoppel vorbeigekommen. hinter dem zaun zwei klitzekleine kläffer mit zähnen im gesicht, sich überschlagend vor verteidigungswut. so verteidigungswütend, dass sie anfingen, sich gegenseitig zu bewüten und zu bebellen und bebeißen, das hündchen auf der anderen seite des zaunes nicht erreichen könnend: die beiden kläffer eine art autoaggressives system, wo wie es ja auch autoimmunkrankheiten gibt. am selben tag morgens am bahnhof, der zug war zwanzig minuten verspätet, kam dann, von einem durchaus netten mann mit fahrrad sofort reflexhaft der satz, das sei ja mal wieder symptomatisch für ganz deutschland: nix funktioniere mehr. abgesehen davon, dass dieser zug das erste mal überhaupt verspätet war, seit ich ihn ab und zu benutze, nungut, sind wir mal nicht so, aber abends die kläffer: dies schien mit viel viel eher symptomatisch für deutschland: kläffer, die sich nicht zu helfen wissen und sich dann gleich mal selbst zerfleischen. mit dem hündchen, abends, konnte man einfach nachdenklich weiterziehen. kläff kläff und tschüss tschüss. nachtrag: heute morgen im wald, wo ich die vom fahrrad gestürzte frau fand: krankenwagen noch keine viertelstunde später da, alle fokussiert, nett, zielstrebig, hilfsbereit und dankbar. funktioniert halt einfach nix mehr in deutschland.

fortsetzung landeskunstding

jetzt schon wieder eine weile, sprich zwei wochen, her, dass wir den part stadtgalerie besucht haben. und überrascht gut unterhalten wurden. nunja, wer will schon unterhalten, bzw. unterhalten werden. aber, station nummer 1: ARTHUR DEBERT mit seinen gegenständen auf niedrigschwelligen sockeln, die man nach eigenem gutdünken umstellen, anders anordnen durfte etc. klang und sah ja auf den ersten blick ein wenig nach mitmachtheater aus, hat sich dann aber doch als gar nicht so blöd herausgestellt. da viel dieser gegenstände so überhaupt wenig anmachendes, inspirierendes hatten (mit ein oder zwei ausnahmen), erwies es sich als umso vergnüglicher, sie tatsächlich umzumodeln und dem jeweiligen plateau (plateau passt besser als sockel) etwas sinnvolles abzugewinnen. ich fand, man dürfe die sachen natürlich auch nebendran stellen. wer sich traut hat spaß und bekommt vielleicht auch eine idee von dem, was man künstlerischen prozess nennen könnte. ca m’a plu. die bilder von vera loos. eins davon hatte einen wirklich guten titel. MARGAUX MORITZ aus metz zeigte ein ästhetisch nicht viel dahermachendes talisman-häuschen auf einem sockel (und diesmal ist es wirklich einer). und dieser mangel an künstlerischem entgegenkommen ist hier genau das surplus. hier wird nix überästhetisiert wie bei PAULETTE PENJE im saarlandmuseum. aber die ideen, die sich damit verbinden, finde ich sehr sympathisch. das ist für mein gleichgewichtsgefühl ein angemessenes vehältnis einer idee und ihrer gestaltwerdung. interessanterweise kommt der text dazu auch völlig ohne die mir verhasste kunsthistoriker*innen-poesie aus. er beschreibt einfach, das was ist und das was gedacht ist. da wird nix reingeheimnist. alle beschriebenen dinge sind durchaus klar und nachvollziehbar. ganz anders als bei SUZAN NOESEN aus luxembourg. bildschirme, auf denen gesichter argumentieren. unterschiedliche typen „normal“, „euphorisch“ etc. ich hab vergessen, was jetzt die genauen temperamente waren. leider alles auf englisch. pourqoui ca? sind wir auf der bienale in venedig?? wenn es auf das gesagte ankommt, und wenn die arbeit in saarbrücken gezeigt wird, warum nicht auf deutsch? oder wenigstens französisch mit deutschen untertiteln? man soll und darf sich dann in die runde der bildschirmgesichter einfügen und teil des gesprächs werden. vielleicht wäre es interessanter, wenn man es dann wenigstens unvermittelt wahrnehmen könnte? untertitel kann auch JULIAN ROSEFELDT. Ok, ich bin grad ein wenig verdorben durch seine Arbeiten, ich erwähnte das schon. schade, eigentlich. FRANCOIS SCHWAMBORN zeigtn videoprojektionen. leider verdirbt es einem hier der text ein wenig, weil er nicht verschweigen kann, dass es sich um verlangsamte bilder und töne von wasser handelt. vorher waren das zum teil durchaus faszinierende bilder und töne. nachher hat man dann das wasser gesehen. „Entschleunigung wird hier als Werkzeug benutzt, um der Bewegung des Wassers eine größere Bedeutung zu verleihen, es wirkt erhaben und zugleich bedrohlich.“ nö, irgendwie nicht. eher entzaubert. nungut.  ich dachte zuerst, ich hätte so etwas ähnliches damals in dieser „tod“-ausstellung in der stadtgalerie von ihm gesehen, was mich damals sehr beeindruckt hatte (war auch derselbe raum), in seiner vita erwähnt er das allerdings nicht. muss also jemand anderes gewesen sein.  CHRISTIANE WIEN zeigt gebogene betonplatten, in denen sich rauschen spiegelt und bricht. der ausstellungs-aufseher kommtiert das bei unserem besuch etwas lapidar mit: „physik halt“. wir fanden es aber doch ein wenig interessanter als nur physik.

3 minuten gehirnwäsche 31.7.23 kurz vor halb 9 abends, hab nicht genau auf die uhr geguckt

31.7.23 manchmal träume ich dermaßen intensiv von einer stadt, die dann z.b. völlig klar frankfurt ist, mit dem tatsächlichen frankfurt aber nichts zu tun hat. ich kann in die schirn gehen, oder ins städel-museum, die aber ganz anders aussehen als im original. Zum städel beispielsweise fährt eine straßenbahn. ich weiß das. ich weiß auch, dass ich da einfach nur zwei stationen weiterfahren müsste. schaffe es aber nicht. ich bekomme einfach nicht die kurve dorthin. es ist völlig unerklärlich. ich weiß, wie es dort aussieht, kann es aber nicht erreichen. warum nicht ist völlig unklar. klar ist aber, dass das frankfurt in meinem traum das einzig wahre frankfurt ist.

jedes jahr an pfingsten kommen die stare in scharen
und fressen den baum im garten des nachbarn

bäume sind die natürlichen feinde des menschen
die stare wissen das
oder lieben einfach nur den baumgeschmack
scharenmanie

was gestern falsch war
kann heute nicht richtig gewesen sein

sagen allerdings alle

was gestern falsch war
kann heute richtig gewesen sein

sagen allerdings alle nicht

gesterday

17.5.23
gestern im bus:
3 haltestellen hintereinander:
Lessingstraße
Prälat-Schütz-Straße
Karl-Marx-Straße
: die ganze Welt mit ein paar Strichen

3 minuten gehirnwäsche

      1. 19uhr15 bis 19uhr17

steht da letztens: was treibt sie morgens aus dem bett, will heißen: was treibt sie morgens an, aufzustehen, den tag zu begrüßen, sisyphos einen glücklichen menschen zu wissen? Wie lustig. Wir mittagsschläfer haben das problem gleich zweimal täglich..Zwei steine pro tag. Zwei berge. Auch wenn sie manchen nur wie hügel erscheinen.

27. april auf den 28. april

mein traum von heute nacht: ich fahre mit dem zug. Eher ein ICE als nahverkehr. Eine frau steigt ein und setzt sich neben mich. „fährt dieser zug bis darmstadt?“ – „nein, ich fahre nachhause, der zug fährt erst über frankfurt und dann über mainz, aber so weit ich weiß nicht über darmstadt.“ aber dann waren wir eh schon unterwegs. Der nächste bahnhof kommt, leuchtende einkaufspassagen durch die wir in den bahnhof einfahren, ich erkenne es sofort: der darmstädter bahnhof! „sie haben glück, wir fahren doch über frankfurt!“ die frau packt ihre wenigen sachen zusammen. Sie tut das so unendlich langsam, dass ich denke, dass sie den ausstieg verpassen wird. Ich gehe zur tüt, öffne sie schon einmal, alles zieht sich unendlich lang. Sie verlässt dann endlich den zug. Auf ihrem platz entdecke ich zwei dinge, die sie dann doch noch vergessen hat. Scheiße. Ich renne ihr nach, treppe runter, unterführung, treppe rauf, sehe sie, sie freut sich, dass ich ihr die beiden dinge hinterhergebracht habe, bedankt sich. Ich drehe mich um, treppe runter, unterführung, treppe rauf, komme zum bahnsteig und sehe: der zug ist weg. Mit all meinen sachen. Was soll ich tun? Völlig verzweifelt kämpfe ich eine geraume zeit damit, mir klar zu machen, dass das alles nur ein traum war und ich sicher in meinem bett liege. Nichts ist verloren. Ich liege im bett und alles hat noch seine ordnung. Noch im halbschlaf erschließt sich mir die doch ein wenig einfach gestrickte symbolik dieses traums, die auch supergut zu meiner aktuellen situation passt. Klar. Logisch. Alles roger. Aber: warum gerade DARMstadt?

      1. metallisches klopfen: ein mann beim radwechsel. eine frau, der es gelingt, ihm helfend zwischen den füßen umherzuspringen. Auf einem schemel sitzt er vor dem abmontierten reifen. sie trägt dunkelblaue, eng anliegende und und vor allem glänzende stretchhosen. Es soll nach schönen und verlockenden beinen aussehen. Und es sieht nach schönen und verlockenden beinen aus. wie es unter den stretchhosen aussieht und ob der radwechsel gelingt: keiner weiß es. alles ist auf die vermehrung der eigenen art ausgerichtet. Man hätte zum radwechsel auch in die werkstatt gehen können. Tod, wo ist dein stachel? Ein blick in den rückspiegel. Ein blick nach vorne rechts. Die vermehrung der eigenen art ist die vermehrung von neubaugebieten. Sie ist die vermehrung von garagen und alten männern, die in diesen garagen nach dem rechten sehen. Ein empfangener stachel ist ein weitergegebener stachel. Ein kind! Ein kind! Schon wieder ein kind! Es ist ostern und die art vermehrt sich. Das ist das neu geborene leben! Das ist das wiedergeborene leben. Die geburt als hoffnung. Es muss kinder geben, damit die hoffnung nicht stirbt. Es muss garagen geben, damit die hoffnung nicht stirbt. Es muss überhaupt etwas geben, damit es überhaupt etwas gibt. Aber jeglicher blick in jegliche garage zeigt: seit menschengedenken werden kinder geboren und seit menschengedenken wird nichts besser. Die methode ist falsch. Im verhältnis zum tyrannen ist die garage ein relativ junges phänomen.

ces

Berlin Anfang März war die Anregung, Ces Nootebooms „Rituale“ wiederzulesen. 1993 gekauft, am 16.2.1993. Und zwar in Karlsruhe. Warum in Karlsruhe? Daran habe ich keine Erinnerung mehr. Ich könnte es aber nachschlagen. Der Roman hat drei Teile. „Intermezzo“. „Arnold Taads“. Und „Philip Taads“. Sie spielen 1963, 1953 und 1973. Wie gesagt: 1993 gekauft. Und 2023 wiedergelesen. So was mag ich. Zahlenmystik ohne tiefere Bedeutung.

„Inni stöhnte unhörbar. Die siebziger Jahre. Kaum hatten sie die Kirchentür hinter sich zugeschlagen, da krochen sie schon wie die Bettler irgendeinem Guru oder Swami zu Füßen. Endlich waren sie allein in einem schönen, leeren Universum, das über seine selbstgemachten Schienen rasselte wie ein Zug ohne Lokomotivführer, und aus allen Fenstern schrie man um Hilfe.“

 

2 tagessätze

negativer filliou:
kitsch ist das, was den tod weniger interessant macht als den kitsch

er setzt sich immer wieder ein neues ziel, in der hoffnung, dass er sich auf dem weg dorthin irgendwo sich selbst begegnet

tagessatz

sätze, die man zu menschen sprechen möchte:
es ist schade, dass ein so schlauer kerl wie du so dumm ist

3 minuten gehirnwäsche 19.1.23 19.1.23 20uhR31 bis 20UHR40

ach letztens: das minderwertgefühl
1 mehrwertgefühl plus 2 mehrwertgefühle minus 3 nichtmehrwertgefühle
wir bezahlen die nichtmehrwertsteuer
gerne oder nichtgerne
vermeiden den erdkontakt
vermeiden den wertkontakt
fremdwert
selbstwert
wertgefühl
wertvermeidungsstrategie
wertverneinung
wertverneigung
zahltag
schlusswort
wertversammlung

3 minuten gehirnwäsche

15.1.2023 10uHr18 bis 10uhr32 der erste text auf dem neuen rechner.

Wiederblöd. Morgens einen kuchen gebacken. Nachmittags einen laptop in betrieb genommen. Es regnet rein und alles andere ist egal. An mein fenster klopfen geht klar. In die stube fallen geht gar nicht klar. Ein weiher mit einem mit dem lineal gezogenen ufer. Ich komme zwar nicht zu spät, habe aber alle meine sachen vergessen. Ich habe die falschen klamotten an. Und nachher einen auftritt. Nichts geht mehr. Keine chance, die dinge zum guten zu wenden. Ich merke aber: es ist ein traum. Es ist ganz klar: es ist ein traum! Ich kann einfach aufwachen und alle probleme sind gelöst. Ich verlasse den traum und bin froh, auch wenn es ringsum dunkel bleibt. Ich schlafe beruhigt ein und lande fast nochmal in derselben situation. Wieder ist mir klar: es ist ein traum und ich kann wieder raus. Es gelingt nur nicht so gut wie eben. Wie oft kann man da rein und raus in und aus so einem traum?? zurück zu dem weiher: 1986 bin ich hier mal geschwommen. Zeitgleich zum damaligen fußball-wm-endspiel. Ich wusste, dass es stattfand. Ich wusste, dass ich mich im wasser befand und das wm-spiel irgendwo anders war. Hier schwimme ich und will nicht anders. Ich gucke zum mit dem lineal gezogenen ufer. Dort gibt es auch einen parkplatz, wo sich die autos mit ihren dorfjugendlichen einfinden. Es ist seit eh und je ein autofahrerdorf. Linealufer, bäume, büsche, autos, trinkende und rauchende junge menschen, gefangen in ihrer findungs- und vermehrungswut. N’est-ce pas? Auch gestern, satte 36einhalb  jahre später, trifft sich dort abends die dorfjugend. Und Tom Cruise trägt höchstselbst Montserrat Caballé über den reißenden bach. Dazu braucht er kein tragedouble. Ich dagegen bräuchte ein weltaushaltdouble. Weil ich so empfindlich bin. Und weil die regentropfen das klopfen verweigern.

drei tage lang hatte ich keine kraft, mich gegen die welt zu wehren.

der welt war es egal.