kehraus für monika hau (musik im bau)

Raum 1, der eigentliche Arbeitsraum:

 

Raum 2: draußen vor der Tür, im Umgang vor dem Atelier

 

Raum 3: Ölschinkel (sehr kleiner, sehr stumpfer Raum)

 

Raum 5: Marsch durch die Institutionen (mein Liebstes, bei the way):

Am 24.11.2019 war der letzte offizielle Tag im Atelier Monika Hau in Sulzbach. Die Arbeit geht natürlich weiter (und wir dürfen alle sehr gespannt sein), aber der erzwungene Abschied von den sensationellen Arbeitsräumen war natürlich eine traurige Angelegenheit. Drei Tage war das Atelier zum Abschied der Öffentlichkeit zugänglich und es waren auch sehr viele ältere Arbeiten zu sehen. Jetzt nicht mehr. Non c`è più an dieser Stelle. Morgens beim Spaziergang hatte ich die Idee, nicht nur auf einen kurzen Besuch vorbeizufahren, sondern auch mein Saxophon mitzunehmen, um die Räumlichkeiten in ihren Unterschieden ein wenig festzuhalten. Avanti dilletanti! Hier nun die vier Tondateien.

Zeichnung Nr. 7

Zeichnung Nr. 7:

Richard Tuttle. Wann ist etwas etwas und wann ist es noch nichts? 1941 geboren. Wir nehmen uns aus dem vielfältigen Werk ein Blatt aus einer Serie von 1989. Titel auf Englisch: 40 days. Wenn man alle Blätter vor sich hat, dann handelt es sich um Blatt 39. Thirtynine. Also vorletztes. Ein Blatt, aus einem Spiralblock gerissen. Am unteren Rand ist die Lochperforation nicht entfernt. Blaue Lineatur, das Blatt nervös, zum größten Teil netzartig überziehend. Wie so aus dem Handgelenk gekritzelt. Möglicherweise Kugelschreiber. Und natürlich mischt sich die Lochperoration auch ins Gespräch. Man kann sich vorstellen, dass er hier tatsächlich vierzig Tage lang. Ein Blatt nach dem anderen. Wie leicht Du bist. Dazu gesellen sich fast willkürlich gesetzt erscheinende. Gezeichnet hat. Was jetzt?: Farbflecke. Und entwickelt hat. Vierzig Tage lang in einem ähnlichen Duktus Blätter gefertigt hat, die dann als Serie. Willkürlich erscheinend gesetzte Farbflecke, Aquarell, davon könnte man ausgehen. Also durchaus eine malerisch wirkende Zeichnung. Klares Gelb, grün, blau. Eine sehr rote Form fast mittig, die so eine Art Rechteck beschreibt. Hochzartes Violett. Grau. Die Flecke haben unterschiedliche. Was bei Tuttle immer interessant ist: Größen. Wann ist etwas etwas und wann ist es noch nichts? Gelbes Zickzack am oberen Blattrand. Er war also 47/48 Jahre alt. Sieht aus wie.  Wie lange haben Sie für diese Zeichnung gebraucht? : 47/48 Jahre? Eben mal so hingekritzelt. Flecke, die aber doch keine Flecke sind. Grün auch. Ein Fleck, der von einem intensiven Orange ausgehend in einem Gelb ausläuft auch. Fast so wie beiläufig. Ist es beiläufig? Flecke als Form. Formen wie Flecke. Dabei das blaue Liniennetz nicht aus den Augen verlieren. Ein zusammenhängendes Stück, auf alle Fälle akzeptieren wir hier das Beiläufige als ein Stück. Darf das schon etwas sein? Hier hat doch niemand an der Form gearbeitet. Er wirft etwas hin und das ist es. Oder ist es noch nichts? Wo ist der Unterschied zwischen Zufall und Absicht? Ist es ein Stück? 1 Stück? Ein Stück? Ein Stück vom Glück vielleicht? SO unglaublich leicht. So leicht, dass viele denken (und sagen) mögen, dass sie das auch könnten – könnten sie auch vielleicht, wenn sie nur selbst etwas leichter wären. Alles zusammen dann schön und klar gerahmt. Und davon 40 so oder so ähnliche Blätter für so oder so ähnliche Tage. Auf meiner Gitarre klingt das (stark verkürzt) in etwa wie folgt:

musikschaffen


zusammen mit Brandstifter und Stephan Flommersfeld bei der Probe zum 11. KunstZwergFestival auf dem Rinckenhof bei Zweibrücken Anfang September 2014.