18.3.21

 

      1. 7uhr20 bis 7uHr27

Sing mich in den Schlaf. Jahrelang hab ich alleine gewohnt. Wenn ich abends nachhause kam, habe ich meine Wohnung begrüßt: Hallo Wohnung! Und wenn ich nachts nicht schlafen konnte, dann habe ich das Radio angemacht. Deutschlandradio Kultur. Mit langen merkwürdigen Musiksendungen, z.B. einer Spezialsendung nur über Filmmusiken. Mit einem Moderator, der da die unglaublichsten Sachen wusste und kannte. Eine Welt für sich. Und das war nicht die einzige Welt, die sich da entfaltete. Um 1 Uhr immer die Diskussionssendung, wo Menschen zu einem bestimmten Thema anrufen konnten. Und auch dort schien es die immer ein und selben Schlaflosen zu geben, die zu allem etwas zu sagen wussten. Weltbeobachtung und Weltkommentar aus nächtlicher Sicht. Wobei ich dann nicht schlaflos war. Ich schlief gut unter akustischer Begleitung. Wurde stellenweise wach und schnappte etwas auf. Mein Hirn kam nicht auf dumme Gedanken. Manchmal nahm ich einen Fetzen aus Strawinsky wahr. Oder Mahler. Oder was auch immer. Und hatte meine Verbindung zur Welt. Und etwas Vertrautes, was einfach da war. Wie andere ihre Wellensittiche haben. Wellensicht. Wellensichtiche. Nachtsicht. Nachtschicht und Nachsicht. Wellenweltnachtsicht-Gerät. Selbst heute mache ich das ab und an, wenn ich alleine zuhause bin. Ich bin mir dann vertraut und gut gewogen. Wellenweltnachsichts-Gerät.

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