Jörn Budesheim gibt auf seinem facebook-Account eine Frage weiter, die ihm, so seine Erklärung, immer wieder gestellt wird: Warum machen Sie Kunst?
Ein mir unbekannter Michael Eschmann antwortet: Weil Kunst die einzig sinnvolle Revolte im Leben des Menschen ist. Ohne einen Tropfen Blut zu vergiessen (Albert Camus sinngemäß zitiert aus seinem Buch „Der Mensch in der Revolte).
Die Antwort gefällt mir sofort. Obwohl ich nicht weiß, ob es schon eine Revolte ist, aber wenigstens ist es so etwas wie ein Revoltieren, ein tägliches Sich-Wehren gegen und Nicht-Anerkennen eines wie auch immer gearteten So-isses-aber. Sich einen Hintergrund zeichnen, vor dem es sich aushalten lässt.
Corinna Mayer schreibt:
Weil ich mehr über mich und die Welt erfahren will.
Auch das ist einfach, klar und präzis und richtig.
Man könnte es natürlich auch komplizierter und komplexer ausdrücken. Was inhaltlich aber kaum etwas ändern würde.
ANARCHIE MUSS MAN AUSHALTEN –
EINEN KÖNIG AUCH
von der Einsamkeit des Langstreckenläufers
Ein merkwürdiger Zustand: in diesem merkwürdigen Jahr, in dem ich mich plötzlich um ganz viel anderes kümmern musste, entsteht so nebenbei eine ganze Menge Material. Und es läuft, macht Spaß und irritiert mich, und ich hab keine Ahnung, ob es was taugt. „Von der Öffentlichkeit unbemerkt, wurde das Kind mit 4 1/2 Jahren größenwahnsinnig“. (Bodo Kirchhoff).
Von der Öffentlichkeit unbemerkt habe ich langsam keine Ahnung mehr (und mehr).
Aufgeben oder Weitermachen?
„Man muss sich Sysiphos als glücklichen Menschen vorstellen.“ (Camus)
Man sollte mit manchen Dingen aufhören, bevor sie beginnen, einem Spaß zu machen.
Niemandes Nase.
Nobody nose.
a la recherche
wer seine Geschichte nicht kennt, ist verdammt, sie zu wiederholen (Ernst Bloch)
uhrenmuseum köllerbach
fast mehr als die filigransttechnik beeindrucken die großen turm- und kirchturmuhrwerke:
so viel aufwand, steine an schnüren, ineinandergreifender verstand,
um etwas zu messen, was es eigentlich gar nicht gibt.
ein windhund namens köllerbach
man hört dinge die man noch nie gehört hat
riecht einen fluss
geht man dann hin
dann kommt es einem doch total bekannt vor
ein windhund namens köllerbach
autsch
aua
utsch
grundlegende Menscheitsprobleme:
1. alle denken, sie könnten denken und
2. alle denken, dass sie zu allem etwas zu sagen hätten
(von wem stammt das noch?: der mensch hat 2 ohren aber nur 1 mund)
a la recherche (empört euch)
Eine meiner Lieblings-Hetz-Geschichten, kolportiert von einem ortsansässigen Elektrofachbetriebs-Betreiber, selbst umfangreich schwergewichtiger Ich-selbst-arbeite-16-Stunden-am-Tag-Typ.
Und eigentlich müsste man hier schon eine kleine Zäsur machen: Diese Ich-selbst-arbeite-16-Stunden-am-Tag-Typen, denen man von ihrem Körpergewicht gesehen noch nicht mal mehr als drei Stunden am Stück zutrauen würde: Ich selbst würde deren Arbeitstag gerne mal sehen.
Zur Baustelle fahren, die Arbeit besprechen und an die Angestellten verteilen, zurückfahren, Angebot schreiben, woanders hinfahren, um ein wichtiges Teil zu besorgen, zurückfahren, um eine Rechnung zu schreiben, ach, was sind die Tage voll. 16 Stunden Arbeit, 8 Stunden Schlaf, wann wird denn jetzt gefrühstückt, gemittagesst, geabendesst? Alles Arbeitszeit. Wie auch immer. Gefahren wird übrigens G-Klasse. In was anderes passt man ja auch nicht rein. Die Rechnungen sind entsprechend, aber abgesehen von Baumarkt und Selbermachen Monopolist im Ort. Feuerwehr.
Sei immer vorsicht, wenn Dir so jemand sagt, wieviel er so arbeitet. Schlaue Menschen arbeiten weniger. Nur Künstler*innen arbeiten rund um die Uhr. Und selten gegen Geld.
Wurscht.
Dieser Ich-selbst-arbeite-16-Stunden-am-Tag-Typ hat bei einem Kunden die Zeit, sich über die „Asylanten“ zu beschweren (als ob man sich bei diesem Körpergewicht noch mehr beschweren könne…) (Und: gehört diese Erzählzeit jetzt auch noch zur Arbeitszeit?) – auch wurscht – jedenfalls hat diesem Ich-selbst-arbeite-16-Stunden-am-Tag-Typ ein Bekannter berichtet, dass er gesehen habe, wie „Asylantenkinder“ sich im Aldi Wasserflaschen gekauft hätten, auf den Parkplatz raus seien, das Wasser einfach weggeschüttet hätten, um dann frech den Pfand einzulösen. Skandal!
Du denkst: Aha, „Asylantenkinder“ gehen ins Aldi, kaufen Wasser, schütten es weg, um den Pfand zu kassieren. — äh? Hab ich da was falsch verstanden?
Vor lauter „Hä?“ kann man da gar nicht empört zustimmen und weiß auch gar nicht, ob nicht der Ich-selbst-arbeite-16-Stunden-am-Tag-Typ da was falsch verstanden haben könnte.
Als Super-Geschäftsmann jedenfalls könnte er bemerkt haben, dass die Geschichte an einer bestimmten Stelle ökonomisch-überlegerisch nicht soooo ganz aufgeht…
Wie auch immer.
Das Narrativ ist gesetzt. Die Empörung erheischt. Das Weltbild gefestigt.
14.1.21
kaiserschmarren:
hier sitze ich
und forme kaiser
nach meinem bilde
kleine, über-
und durchschaubare
was ziehe ich ihnen bloß an
wenn es draußen dunkel wird?
o tannembaun
o tammembaun
null urvertraum
null uhrvertraum
mollmuskel
hatte ich das schon? letztens abends im garten sitzend nach dem heckenschneiden? drüber sinnierend, wie man den straßenlärm, der zu uns leise aber stetig vordringt, in linien fassen könnte? diese zeichnung ist keine antwort auf diese frage. diese frage entstand während des zeichnens dieses blattes. und hat damit rein garnix zum tun. alles ist biographisch. auch das erfundene. hab ich heute abend im fernsehr gelesen und komplettamente vergessen, wer es ausgesprochen hat. claude simon? ich glaube, der war’S.
hannah arendt fährt kein auto (14.7.25 22UHR04 bis 22Uhr12)
letztens hatten wir eine komplette schraube im rechten vorderrad. wir blieben cool und fanden ein ersatzrad unter dem gepäckraum. montags dann mit dem rad mit der schraube zum autoschrauber-onkel. ja, kann man reparieren. schraube raus, loch gestopft, vulkanisiert, was man halt alles so macht. tags darauf reifen abgeholt und dann ging’s wieder los: politikschelte. die bürokratie, die den umsatz frisst. die ausländerfamilie, die mit ihrem bus in die werkstatt kommt, „den ich mir nie leisten könnte“ und die dreieinhalbtausend euro im monat haben – „die habe ich nicht“. und die gehören alle standrechtlich erschossen. wer? na die da oben. alle. und der meinte das ernst. und man würde am liebsten hingehen und sagen: stopf die schraube wieder rein. gib den reifen wieder her. knausgaard schreibt, im dritten reich war das unmenschliche die norm, an der sich auch die kleine frau orientierte. gegen die schraube kann man was tun. aber irgendwann wird es keine ersatzreifen mehr geben.
27.12.24
geh niemals mit leerer hand,
denn sonst könntest du etwas ergreifen,
die flucht zum beispiel
oder 1 gelegenheit
halt dich fest an untragbaren dingen
damit du vergisst,
was dich eigentlich glücklich macht
mein vetrauen ist nicht so groß wie die tiefe der verletzung
obdachlos in meinem gehirn
2×3 minuten gehirnwäsche
10.6. 25 9uhr42 unterbrochen gegen 10 urh,
pfingsten. Das fest, wo sie alle und alles sprechen und sich alle verstehen. Zuerst allerdings hatte ich es dann doch eher mir sprechlosen zu tun, die mir den weg vermittels zeichensprachen kund taten. Eine verkündungs-tat. Die funktioniert hat. Früh am tag sprechen die menschen mehr oder weniger? Weniger oder mehr? Später am tag, allerdings nur an feiertagen, stürzen sich junge, mehr oder weniger bärtige, früh- und mittdreißiger ins tal oder zu berg. Je nach gusto und innerer uhr. Die sich ins tal stürzenden irritieren uns am meisten. Wie soll man da noch die kurve kriegen, wenn man ins rutschen kommt? Bei den nach oben stürzenden denkt man eher an den eigenen herzschlag und den herzschlag im allgemeinen. An durchhaltevermögen und herzinfarkt. An einer stelle am wegesrand, man sieht rechts vor sich in der kurve eine christliche kapelle, findet sich links ein arrangement aus kleinen figürchen buddhistischer mönche. Liebevoll in einem alten baumstamm drapiert, leicht versteckt, so dass man es nicht auf anhieb entdecken muss. Plastik? Keramik? Aber egal. Irgendjemand hat das arrangement mit einer zwergenfigur ergänzt. Erkennst du buddha, töte buddha. Jetzt stellen sich natürlich verschiedene fragen: war es dieselbe person, die den zwerg dazu gestellt hat? Und mit welcher absicht? War das jemand anderes? Und mit welcher absicht hier?
22.6.25 12Uhr11 Fotsetzung bis 12UHR23
war es dieselbe person, dann hat sie entweder ZEN verstanden oder ZEN nicht verstanden interessant ist auch der blick auf die kapelle am berg quasi gleichzeitig zwerg plus ZEN plus christendings war es jemand anderes sollte der ZEN-gedanke wohl verballhornt werden aber ZEN hält das aus ob das christendings den gartenzwerg aushält wer weiß wer weiß es nicht wie auch immer pfingsten wir sollten es nicht vergessen berganstieg blick über die weite der gegend und ich stehe am wegrand und über mir ein flugzeug und ich denke noch altes flugzeug und sehen die mich jetzt wie ich hier pipi mache und eigentlich nein und wenn eigentlich doch dann sowieso egal bescheuerter gedanke die natur bleibt grün vorne links mäht jemand mit motorgebrüll sein gras am steilhang mit entsprechendem gerät und schert sich null um pfingstendings abstieg leichter als gedacht genuss und gehen und froh dass die stunde noch nicht geschlagen hat die mutter ist weit entfernt und plötzlich die erinnerung an die motorradspur an unerwarteter stelle oben auf der ebene am pass denn jetzt kommen zwei mehr oder minder jugendliche motorradfaher:innen und man frau alle ertrappen sich bei dem gedanken macht das jetzt nicht alles kaputt mein schönes kleines wanderidyll darf man das überhaupt in der schweiz und hier fahren doch noch nicht mal mountainbiker geschweige e-beiker oder sonstige radpfarrer in der schweiz scheint pfingsten kein tag der stille sondern ein tag des motormähens und motor-radpfarrens und man wünscht ja keinem dass er (oder sie, aber es waren tatsächlich nur männer) ausrutscht und den abhang fallend durchwirkt oder wünscht man es insgeheim dann doch und müsste man sich eigentlich dieses gedankens schämen noch lang riechen die abgase und ZEN meint dass nicht nur stille zwerge sondern auch motorradpfarrer:innen im wald auszuhalten seien ach ZEN meinst du das wirklich und meinst du das gerade auch an pfingsen?
o.W.