Hier ein Text aus instagram. Die saarländische Galerie in Berlin betextet eine Ausstellung von Darja Linder.
Und dieses herausragende Beispiel zeitgenössicher Kunsthistoriker:innen-Poesie goes like this:
Darja Linders @darjalinder figurative Malereien und Installationen sind gespickt mit visuellen Codes, die sich auf die Erfahrungswelt ihrer Generation beziehen – von Dating Apps über Fernsehserien bis hin zu Internetphänomenen. Die farbintensive und schrille Ästhetik ihrer Arbeiten spielt mit der spätkapitalistischen Sehnsucht nach Übersättigung und Überfluss. Sie wirkt jedoch als bunt schillernde Oberfläche, unter der sich häufig schmerzhafte Themen verbergen.
Es werden Fragen aufgeworfen zu Klasse, Geschlecht oder Migration. Linder beobachtet die Zusammenhänge zwischen politischen (Macht-)Strukturen und individuellen Begierden. Sie untersucht in ihren Werken, wie tief individuelle und kollektive Erfahrungen in unsere Identitäten hineinreichen.
-> Spätkapitalismus ist immer super. Damit spielen ist auch immer super. Und dass der Spätkapitalismus, wer oder was das immer ist, davon abgesehen, ob wir uns wirklich in einer spätkapitalistischen Phase bewegen (wer sagt das, wer weiß das, wer hat das nachgemessen?), geprägt ist von dieser im Text behaupteten Sehnsucht: stimmt das denn? Oder ist das einfach mal eine wohlfeile Behauptung, die sich einfach immer mal gut macht? Und unter der schillernden Oberfläche verbergen sich die schmerzhaften Themen. Ja, möglich, aber warum sieht man sie nicht, diese schmerzhaften Themen? Warum werden sie nicht thematisiert? Zarte Schale, rauer Kern? Hier wird doch arg lustig geworthülst. Und lustig vor sich hin behauptet. Aber Hauptsache auch die Oberfläche der Wörter glänzt und untendrunter kann man die ernsthaftesten Themen vermuten. Und zum letzten Absatz: geht es auch ein wenig bescheidener: Unter den Zusammenhängen zwischen Klasse, Geschlecht, Migration, politischen Machtstrukturen geht kaum noch was. Und Begierden und individuelle und kollektive Erfahrungen werden untersucht und und und und blablablupp. Hier wird nix untersucht. Und schon gar nicht systematisch und konsequent. Hier werden bunte Bilder hergestellt und das ganze ein wenig gesellschaftskritisch verbrämt. Ich gehe hier als Betrachterin nicht anders raus, als ich reingehe. Als Betrachter übrigens auch nicht.
Peter Weibel hat in einem Vortrag in Saarbrücken, 1999 war das, wenn ich mich recht erinnere, mal die steile These aufgestellt, die Malerei habe als ernstzunehmendes künstlerisches Medium so um 1930 herum aufgehört, wesentliche Dinge zum Diskurs beizutragen. Ich finde diese Ansicht sehr interessant und bedenkenswert. Und es gab in den letzten Jahren für mich fast nur das Werk von Miriam Cahn, bei dem ich noch eine gewisse Relevanz gespürt habe. Alles andere scheint mir eher Zeitvertreib.