9uhr30: HIGH PERFORMANCE. Regie: Johanna Moder. Das Thema Kapitalismus, Kapiatlismuskritik und was mach ich aus meinem Leben werden hier auf unterhaltsame Weise intelligent abgehandelt. Interessante Idee der Konstellation zweier Brüder aus wirtschaftlich erfolgreichem Haus, deren einer eine Wirtschaftskarriere eingeschlagen hat, der andere Mitglied einer Off-Theatergruppe ist und sein Geld als Aushilfe im Supermarkt verdient. Es kommt zur Zuspitzung, als der Wirtschaftsbruder den Theaterbruder benutzt, um eine seiner Angestellten zu bespitzeln. Das gute an dem Film ist das Drehbuch. Da holpert nix und trotz dieser etwas gewagten Konstruktion wirkt das alles ausgesprochen glaubhaft. Und auch der Schluß bleibt im besten Sinne unbefriedigend. Es kommt zu keiner eindeutigen Wegschiebung: Hier der böse Kapitalistenbruder, da der gute Schauspieler, nee, der Wirtschaftsbruder gewinnt sein intigantes Spiel und steht als Gewinner da, der Schauspielerbruder verliebt sich zwar in die zu bespitzelnde Programmiererin seines Bruders, verliert diese aber, weil alles rauskommt, sie, gerade erst entlassen, pokert und steigt mit höherem Gehalt wieder in die Firma ein, während die alternative Theatergruppe von durch den Verrat verdienten Geld gesponsert wird. Und beide Brüder stehen am Schluß zusammen und rauchen gemeinsam eine Zigarette vor der Tür. Das muss man erstmal so erzählen, dass das funktioniert. Und hier tut es das.
12uhr. SEME. Regie: Il Kang. Bis zur Hälfte des Filmes konnte ich mich bestimmter Gedanken nicht erwehren, z.B. wieso will mir da jemand was erzählen, der eigentlich gar keine Lust hat, mir etwas zu erzählen. Oder: Ein an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg entstandener Film: wirklich ein typischer Kunststudentenfilm, etwas blutleer. Und eine merkwürdig aus dem Zusammenhang fallende Szene mit einem Stadtstreicher, der seine Schnapsflasche fallen lässt und dann vor Wut im Regen seinen Schirm zertrümmert. Schlecht gespielt und an der Stelle war ich drauf und dran, den Film innerlich zu verlassen. Doch so langsam kam dann doch ein wenig Stringenz in die Geschichte, die vielleicht, alles in allem, in ihrer Entwicklung ein wenig zu vorhersehbar bleibt, aber man geht dann am Ende doch nicht raus mit einem unguten Gefühl. Ein Film, den man sich durchaus ansehen kann. Nochwas lobenswertes, was ich fast vergessen hatte: Die Filmemacher haben sich entschieden, die koreanisch gesprochenen Passagen nicht zu untertiteln. Dies war ein guter Plan, man versteht trotzdem, um was es geht, und es lässt einen trotzdem die Situation erspüren und auch ein wenig die Fremdheit.
16uhr30: HERRENPARTIE. Regie: Wolfgang Staudte, 1964 (außerhalb des Wettbewerbs): Das sind die Veranstaltungen, weswegen ein Besuch des Festivals alleine bereits lohnt. Einen solchen Film wieder- oder zum erstenmal zu sehen. Ein wichtiger Film nicht nur für die damalige Zeit. Dazu begleitet von einem Interview mit Helga Sanders-Brahms, die ihre Begeisterung über Staudte und den Film ans Publikum weitergibt. Beides sehenswert, Frau Staudte und der Film. Auch dieser Nachmittag wird lange nachklingen.