„…, der sich ein Leben lang mit Dingen beschäftigt, dass er sich nicht einbildet, eine definitive Antwort oder sogar eine definitive Beschreibung für das gefunden zu haben, was er vor sich hat. Es ist anthropologisch und soziologisch in jeder Hinsicht für mich die interessanteste Feststellung, dass im Laufe von Jahrzehnten meiner Beschäftigung mit Menschen, Phänomenen und Problemen jedes Mal eine kleine oder größere Modifikation und vielleicht sogar eine Mutation sein können. Es hat nichts mit Spieltrieb zu tun, wenn ich heute über jemanden wie Kiefer anders schreibe als vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass wir heute Kunst und Phänomene anders beurteilen können als noch vor Jahrzehnten. Es ist nicht nur legitim, sondern die Grundlage unseres dialektischen Verhaltens, dass wir ständig in Frage stellen können, was wir einmal als gültiges oder definitives Urteil formuliert haben. …“
(in KUNSTFORUM Nr. 203, S. 389)