so hieß nicht nur eine platte der talking heads, manchmal passieren auch welche. so z.b. gestern. ich stehe noch halbwegs unter dem schock der über mir schwebenden steuernachzahlungen, versuche das ganze in vorwärtstreibende arbeitsenergie zu verwandeln, tue also dieses und jenes, und bin grade auf dem weg in den flur, als ich schon die katze mit rasender geschwindigkeit die treppe runterlaufen höre. gar keine zeit drüber nachzudenken, warum, weshalb und wieso, ich sehe sie schon eingangs der kellertreppe neben einem kleinen vogelkörper sitzen. hat sie wieder einen vogel gefangen, den sie gleich vor meinen augen zu verspeisen gedenkt, muss das sein? irgendwie stimmt das aber alles nicht: es ist winter, die katze derzeit eigentlich eher träge, und die angebissenen tiere, die sie normalerweise mit ins haus bringt, sehen weitaus weniger vollständig aus. ein leichtes antippen des tierchens mit der vorderpfote und ich denke: der vogel lebt noch. ich nehme die katze und setze sie in das nächst verfügbare zimmer und mache die tür zu. tatsächlich: das vögelchen lebt. ich versuche es vorsichtig anzuheben, es bekommt die panik und landet bei seinem ersten fluchtversuch fast hinter dem alten kühlschrank, der dort in einer ecke geparkt ist. ich ziehe den festgeklemmten vogel an den schwanzfeder wieder raus. nächster fluchtversuch, treppauf, krallt er sich an der oberkante eines der bilder fest, die dort zahlreich der petersburger hängung frönen. wenigstens kann er noch fliegen! die katze scheint wirklich noch nichts angerichtet zu haben. was tun? ein foto machen, wie sich der vogel an einem meiner vogelbilder festkrallt? nein, es wäre zwar schön, aber der fotoapparat liegt dort, wo die katze ist, und was alles die sache verkomplizieren könnte, wenn die sich jetzt auch wieder einmischte…neeneeneedu…Ich nehme einen besen und versuche den vogel davon zu überzeugen, dass es klug wäre, durch den mittlerweile von mir geöffnetne oberen teil des fensters ins freie zu flattern. Ich weiß nicht, ob ich das in einer solchen situation kapiert hätte. So ging es also eine geraume zeit von der einen bildoberkante zur nächsten bildoberkante, vom unteren stockwerk ins obere stockwerk und irgendwann sieht der vogel das fenster und fliegt mit voller kraft gegen den geschlossenen unteren teil des fensters. knock out. liegt auf dem rücken und muss nun auch noch einen physischen schock verdauen. und was ich die ganze zeit schon geahnt hatte, aber nicht richig erkennen konnte: ein rotkehlchen! ich versuche dem tier gut zuzureden, ihn zu beruhigen, er liegt völlig apathisch auf dem rücken und wohl grade ein zweites mal innerhalb kurzer zeit mit seinem vogelleben abgeschlossen. man kann ihn etwas beiseiteschieben, das untere fester öffnen; er lässt sich in die hand nehmen und auf die füße stellen, allerdings nur ganz ganz kurz, denn kaum wieder richtig rum, nutzt er endlich seine chance und flieht ins freie. der schock für den vogel muss sehr groß gewesen sein, denn, was man sonst so von vögeln kennt: nicht ein einziger angstschiss die ganze zeit. ich schließe das fenster und stelle den besen weg. öffne die tür und setze die katze wieder an ihren platz. die guckt nochmal eben kurz an der kellertür, geht runter und guckt da wohl auch. sie bekommt zum trost etwas anderes zu beißen.
nun bin ich also fern von spirituellen dingen, verklärter romantik und transzendenz. der zufall ist mein gott. und ich konstruiere mir im nachhinein, dass der vogel eigentlich nur durch den geöffneten glasbaustein im keller, der eigentlich als katzenklappe dient, hereingekommen sein dürfte, sich dann wohl nach oben richtung flur orientiert und dann von der katze entdeckt worden sein muss. und dann kam ich zufällig aus dem zimmer.
ein rotkehlchen. das ursprüngliche motiv meiner vogelbilderserie seit 1997. 1432 bilder aktuell. und im kampf gegen die unbilden des deutschen steuerrechts. wie soll es weitergehen? soll ich nicht mit allem aufhören und etwas völlig anderes machen?
in dieser situation schickt mir der zufall einen vogel, den ich retten kann.
Verleser:
„in dieser situation schickt mir der zufall einen vogel, der mich retten kann.“
Vergleichbare Situationen sind mir nicht fremd. Auch ich breche alle paar Jahre wieder unter den Lasten, die mir das Finanzamt aubürdet, zusammen.
September 2014 dachte ich ans Aufhören. Wie so oft. So auch dieses Jahr.
Aber womit weitermachen? Und wozu?
Dann gingen innerhalb von zwei Monaten zwei Lichtlein an. Eigentlich zwei Leuchtfeuer, die mein Firmament bis vor einigen Wochen erhellten.
Dann erhielt ich die Quittung vom Finanzamt.
Nun warte ich auch auf ein Vögelchen.
Der Zufall sei mit Dir!
Ha, das mag ich am Leben!
das mit dem vogel mag ich auch, das mit dem deutschen steuerrecht weniger…
Danke. Und mit Dir auch!
Verrückt!
Heute Morgen ein Anruf! Morgen vieeleicht ein Vögelchen. EIn winziger Kolibri.
Aber immerhin.
Ein Lichtlein.
… wohl doch eher die Taube auf dem Dach.
Merde!