Jetzt hab ich mir als Außenstehender den Spaß gemacht und mir heute – zusammen mit einer ehemaligen Studienkollegin aus Mainz, im Saarland geboren und in Merzig lebend – die Neunkircher Abteilung der 10. Landeskunstausstellung angeguckt. Bettina van Haaren schreibt ins Gästebuch „Tolle Ausstellung!“. Dies ist aus meiner Sicht nur schwer nachvollziehbar.
Was bleibt ist für mich eine einzige Zeichnung, die dritte Zeichnung von rechts von Uwe Loebens. Die fand ich originell mit den männlichen Geschlechtsteilen, die zur Dornenkrone werden, wirklich ein schöner Einfall, der über die sonst ein wenig postpubertär inflationäre Verwendung dieses menschlichen Organs in seinen Zeichnungen, um seinen Unmut über gesellschaftliche Mißstände auszudrücken, doch ein wenig hinausgeht.
Ansonsten viel Malerei, die nichts wagt, die brav drei Leinwände vollpinselt, um zu zeigen, was man alles draufhat (wie bei Cordula Sumalvico). Zuviel unzusammenhängendes Material, dass einem das arme Bild schlußendlich gleichgültig zurücklässt.
Der Versuch, Fritz Zolnhofer, Edvard Frank und Richard Eberle einzubinden ist schwierig: Alle drei sind eigentlich nur noch kunsthistorisch interessant. Was bleibt für uns heute? Sind es Bilder, die uns heute als Bilder anrühren? Wohl kaum. Es sind Bilder, wo man nur noch sagen kann: Aha, das hat den damals also interessiert, aha…
Die Stilleben von Volkmar Groß gehen immerhin ganz gut mit den kleinen Gemälden von Gabriele Langendorf zusammen, deren Arbeiten ich aber in größerer Anzahl kombiniert im Künstlerhaus in Saarbrücken letzlich interessanter und überzeugender fand. Das wirkt in der geringeren Zahl auch ein bisschen wie Fleißarbeit und Demonstration von Können. Ein Sockenbild, das nicht ganz so glänzend daherkommt, und dass auch in SB eines meiner lieberen Bilder war, bleibt auch hier einer meiner Favoriten.
Volker Sieben mit zwei dunklen Leinwänden, ok, but: so what? Johannes Lotz pflegt seine Privatmythologien, verlangt aber immerhin sehr hohe Preise für seine Bilder. Auf einem Bild ist ein Kasperle mit drauf. Die Lieder, die er mal gedichtet und gesungen hat, fand ich schöner und verschrobener. Diese Bilder guckt man an und hat sie, kaum ist man aus dem Raum draußen, wieder vergessen.
Till Neu bleibt ein Schönfärber. Das Rot in seinen Bildern glüht und ist wirklich auffallend und man denkt sich: gut! Aber im Gesamten zeichnet er doch ein recht gutmütiges Bild von der Welt, zu schön, um wahr zu sein. Was passiert grade in Syrien? Da bleiben wir doch lieber im Garten Eden und malen noch flugs Adam und Eva ins Bild…
Bei Mert Akbal kann man die Arme ausbreiten und, so man will, in die Luft springen, man sieht dann ein Abbild davon in einer hin und her wackelnden Landschaft, die einen Traum des Künstlers darstellt, wenn ich das recht verstanden habe. Ich gehe raus und hatte ein wenig Sport (Hüpfen).
Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.
Der Schlaf der Gedanken Schönfärberei (und auch Volker Sieben färbt in diesen beiden Leinwänden schönes Schwarz mit lecker Blau usw.)
Das schlimmste bei einer Ausstellung ist, wenn man wieder rausgeht, so wie man reingegangen ist, unberührt und unverändert.
Neunkirchen fand ich wirklich keine „tolle Ausstellung“. Aber es ist schön mal ein bisschen lästern zu dürfen, weil man selbst nicht dabei ist. Uwe Loebens macht das ja auch immer gerne…