14 uhr: und morgen mittag bin ich tot. Regie: Frederik Steiner. Von SWR und arte begleitet. Ein Film über eine junge Muskoviszidose-Patientin, die beschließt, ihrem Leben in einer Zürcher Einrichtung ein Ende zu setzen. Ein Film, bei dem man sich wünschen würde, auf die Idee, Filme durch Musik zu begleiten, wäre noch nie jemand gekommen. Dort, wo er seinen Bildern vertraut, funktioniert er sogar meist (nicht immer). Aber wo er Musik einsetzt, macht er sich vieles von seiner Wirkung kaputt und überzuckert und setzt auf falsche Gefühle. Rosamunde Pilcher wäre die nächste Stufe. Ein Beispiel: Die Protagonistin Lea erleidet im Sterbezimmer im Beisein kurz vor dem Einnehmen des Gifttrankes nochmals einen panische Attacke und geht zur Toilette. Diese Bilder, wie sie dort mit sich ringt, auch wie dies fotografiert ist, wären absolut beeindruckend: die Figur und ihr Drama wären sich ausgeliefert und der Zuschauer könnte dem nicht entrinnen. Jetzt muss man aber ein wenig Musik drunterlegen, um das ganze nochmals zu untermalen. Wieso? Diese Untermalung schafft Distanz, gibt dem Zuschauer vor, welche Gefühle er dabei zu haben hat (entmündigt ihn also) und verhindert so, dass man von dem, was man zu sehen bekommt, wirklich betroffen ist. Der Regisseur nachher im Gespräch: Es zeigt sich, dass er ein Profi im negativen Sinne ist: Man schlägt ihm ein Buch vor, er nimmt an, beginnt dann, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Er weiß, wie man Dinge in Bilder übersetzt und macht seinen Job. Aber im Grunde genommen könnte er auch am Schreibtisch sitzen und Steuerbescheide bearbeiten. Ein leider mutloser Film, der Chancen eines Themas verschenkt, das einer ernsthafteren Betrachtung wert wäre.
20 uhr: Matthias Glasner in der Corinna Harfouch Reihe. Eine frühe Fingerübung eines wirklich interessanten Regisseurs, der für solche Filme wie „Der freie Wille“ und „Gnade“ verantwortlich zeichnet. Eine Fingerübung in 12 Tagen mit wenig Budget abgedreht, wie Frau Harfouch auskunftet. Frech, roh. Und vor allem kann hier jemand auch Musik einsetzen, so dass die Stimmung schafft und die Filmbilder strukturiert und stützt. Hier ist auch jemand am Werk, der keinen Job macht, sondern was erzählen will. Ob einem das ein wenig zu klamaukhaft wird oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Mich hat’s ein wenig an Wim Wenders „Same Player Shoots Again“ erinnert. Aber immerhin jemand, der sich was traut.
22uhr15: das leben nach dem tod am meer. Regie: Martin Rieck. Dokumentarfilmwettberwerb. Hier stimmt alles: Beobachtet wird ein junges Paar, das per Occasion ein Beerdigungsinstitut in Husum übernimmt. Welche Gedanken, welche Arbeit machen sich die beiden (viele Gedanken und gute Arbeit), wie ist das gemeinsame Leben, wie hat es sich verändert usw. usf. Sensibel beobachtet, mit günstig erworbenem Gerät gefilmt, nicht gefördert, weil der Autor Grafik-Designer ist und kein Absolvent einer Filmschule, gut geschnitten und mit einem extra komponierten Soundtrack unterlegt: https://www.facebook.com/daslebennachdemtodammeer