Eben zufällig über einen alten blog-Eintrag gestolpert. Man sollte sich zwei Ohren nehmen und es wieder ein klein wenig dahinter hinschreiben:
aus einem Interview mit Wolf Haas aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von gestern (es ging um Schreiben und um Sport):
Vielleicht liegt die Haupterkenntnis darin, dass sich die besten Effekte nicht planen lassen, sondern im Moment entstehen. Bei den ganzen Fußballdiskussionen wird immer behauptet, es gäbe eine Richtigkeit und ein System, und in mancher Hinsicht stimmt das ja auch. Aber wenn dann der Messi links abbiegt statt rechts, dann ist das eben doch besser, dann entscheidet nicht die Richtigkeit des Systems, sondern der einzelne geniale Schachzug. Im Sport gibt es den Mythos der Ideallinie. Aber man kann langsam auf der Ideallinie fahren – und schnell daneben.
Was heißt das, auf das Schreiben übertragen?
Dass man nicht zu brav sein darf. Es gibt beim Schreiben Regeln, wie ein Plot zu funktionieren hat, Gesetze der Dramaturgie. Das ist alles hilfreich. Auch ich mache mir vorher ein Konzept, ein System, aber richtig gut wird es nur, wenn ich mich nicht dran halte, wenn ich weiß, jetzt müsste ich links abbiegen, damit die Dramaturgie stimmt, aber es ist viel lustiger, rechts abzubiegen. Ich entscheide mich im Zweifel immer für den Moment, für den Übermut und gegen die Richtigkeit. Dadurch werden die Dinge interessant, auch im Sport.