arschlöcher für deutschland

ein künstlerkollege fotografiert ein afd-wahlplakat, auf dem gefordert wird, dass es keine öffentliche förderung von politischer kunst mehr geben solle. Ein kommentator schreibt dann, es gehe darum, keine öffentlichen gelder für künstlerische parteiwerbung auszugeben. Aha. Nenn mir jetzt mal einer (oder eine) bitte irgendein werk der letzten 30 jahre (wahlweise länger), das diese kriterien erfüllt. Mir fällt allenfalls Beuys ein, anfang der 80er, als er für die grünen kandidierte und mit dem legendären fehlversuch „wir wollen sonne statt reagan“ und dem ein oder anderen grünen-wahlplakat an die öffentlichkeit trat. Aber soll man dieses video jetzt als künstlerisches werk sehen? Und öffentlich gefördert war es wahrscheinlich auch kaum. Jedenfalls nicht auf dem weg, der hier kritisiert wird. Günter Grass hat sich für die SPD engagiert in den späten 60ern, vor allem für Willy Brandt stark gemacht. Klaus Staeck fällt mir ein, ok: deutsche arbeiter, die spd will euch eure villen im tessin wegnehmen! Ich bin jetzt seit einiger zeit künstlerisch unterwegs und habe auch einiges an ausstellungen, theater, filmen etc. gesehen in den letzten 35 – 40 jahren. holladiewaldfee. Ich kenne ziemlich viele menschen, die die unterschiedlichste kunst machen. Künstlerinnen und künstler sind individualisten. Eigenständige denker und handler. Sie sind von daher für parteipolitik selten gut zu gebrauchen. Was nicht heißt, dass sie oft den politischen strömungen näher stehen, die für freiheitliche grund- und menschenrechte einstehen. Wenn man so will, besteht die künstlerische tätigkeit aber vor allem darin, den eigenen blick auf die dinge, die eigene weltsicht, die eigene ästhetische empfindung zu formulieren und zur disposition zu stellen. Mit aller konsequenz und allem risiko. Ein maler, der angst davor hat, sich mit seiner arbeit lächerlich zu machen, braucht, nach Francis Bacon, gar nicht erst anzufangen. Individualismus war den gleichmachern, denkfaulen, führerbrauchern, despoten, kaisern und kaisertreuen (usw.) schon immer ein dorn im auge. Die forderung nach: kein geld für politische kunst ist also eine mogelpackung. Gemeint ist: kein geld für unbequeme individualisten. Sprich: kein geld mehr für störenfriede, sand-ins-getriebe-streuer, nachdenker, aus-der-reiher-tänzerinnen. Das ist die wahrheit. Kein geld für welche, die sachen machen, die wir nicht verstehen. Braucht doch keiner. Deshalb ist dieses plakat nur ein vorläufer des plakates, auf dem dann wieder stehen wird: kein geld mehr für lebensunwertes leben. Also: augen auf im straßenverkehr!

Eine Antwort auf „arschlöcher für deutschland“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert