1984

Der 1. November. 1984. Also heute vor 41 Jahren. Ein Herbst der Niederlagen. Nach meinem Praktikum in der Druckerei damals und der anregenden Tätigkeit dort, wo ich viel gelernt hatte, dem Erwerb meines ersten Plattenspielers, und zwei Ablehnungen für ein Studium der Kunsterziehung (für Bewerbungen um ein freies Kunststudium fehlte mir damals noch der Mut), war ich am Ende und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ein Herbst extremer Einsamkeiten und extrem langer abendlicher Spaziergänge von Wiebelskirchen nach Neunkirchen, teilweise bis Wellesweiler und wieder zurück, am besten mit Sturm und Gegenwind, hab ich mich am 1.11.1984 hingesetzt und nochmal neu angefangen: Mir Gegenstände vor die Nase gesetzt und versucht, sie auf eine ganz neue, ganz unbefangene Art zu sehen und zu zeichnen. In der Hoffnung, dass mich dies weiterbringe. Mich nicht niederringen zu lassen von Absagen und Ablehungen.
41 Jahre. Anfang Dezember 1984 hab ich mit dem Zivildienst begonnen. Neues Umfeld, neue Gesichter, bin ins Wohnheim des Krankenhauses gezogen. „Raus aus der Komfortzone“, wie man heute dazu sagen würde. Hab währenddessen die Initialzündung vom 1.11.84 weitergetrieben und gezeichnet und aquarelliert mit dem Ziel, mich nach dem Zivildienst nochmal um ein Kunststudium zu bewerben (kein Kunsterzieher-Studium). War dann doch nochmal ein bisschen anders. Aber das ist hier nicht so ding.
Mittlerweile hatte ich das Glück, dass ich doch in diesem Bereich ein paar schöne Dinge machen durfte.
Trotzdem kämpfe ich immer noch mit Ablehnung und Nichtbeachtung. Natürlich sind das tief sitzende persönliche Deformationen. Und natürlich sollte man sich davon frei machen.
Wenn man sein künstlerisches Tun upunkt-apunkt als eine persönliche Freiheitsbewegung versteht, nicht nur als Bewegung, diesen ganzen Quatsch, der uns umgibt, und der auch in einem selbst drin steckt, halbwegs verstehen zu können, allein um ihn auch aushalten zu können, allein um dieses Dasein irgendwie halbwegs würdevoll zu überstehen und zu Ende zu bringen, dann ist es natürlich ein wenig grotesk, wenn man von denen Anerkennung heischt, mit denen man aber im Grunde seines Herzens gar nicht spielen will.
Da bleibt also noch ein wenig zu tun auf dem Weg der Erkenntnis.
1.11.2025