Bubheit

Mit meinen Filmkritiken hier auf dem blog bin ich ein wenig schluderig geworden. Keine zeit, keine Zeit, keine Zeit. Aber das gilt jetzt wirklich nicht als Ausrede: Das was man tun will, sollte man auch irgendwie schaffen.

BOYHOOD von Richard Linklater. Liegt jetzt auch schon ein paar Wochen zurück, vieles also aus dem gedächtnisgetrübten Zurückblick. Ich muss gestehen, ich mochte die Linklater-Filme bisher nicht. Before and after dawn und sunrise, egal wann und wie, hat mich alles nicht sonderlich interessieren können. Also recht skeptisch in diesen Film gegangen, weil ich trotzdem die Idee äußerst spannend fand, Kindheit und Jugend des Protagonisten zu beschreiben und dabei wirklich dieselben Schauspieler über Jahre hin zu beobachten und sich den Film mit ihnen entwickeln zu lassen. Die Zeit als Thema. Ein Thema, das mich auch selbst zutiefst trifft und beschäftigt. Die persönliche Entwicklung von Menschen in der Zeit. Aber meine Skepsis bestand vor allem darin, ob der Film es schafft, dass ich mich wirklich für eine amerikanische Kindheit und Jugend interessieren werde, deren Lebensstil uns in Europa dann doch eher befremdlich erscheinen könnte. Ist uns dieses Lebensgefühl dann doch nicht zu fremd? Muss ich wissen, dass das Kind in einem bestimmten Alter mit seinem, wenn auch von der Mutter getrennt lebenden Vater zum Baseball geht? Der Film dauert lange. Und ich war überrascht, wie gut das dann doch alles funktioniert. Man langweilt sich keine einzige Minute. Im Gegenteil: Man will wissen, wie sich das weiterentwickelt. Das Älterwerden der Figuren/Schauspieler betrachtet man interessiert und fasziniert aber mit großer Selbstverständlichkeit. Nicht zuletzt dies macht auch die Geschichte selbst glaubwürdig, rückt sie einem näher. Und die Geschichte vermag, wenn auch aus us-amerikanischem Lebensgefühl, Grundbefindlichkeiten des menschlichen Daseins zu beschreiben. Die letzten Worte, mit denen die Mutter (Patricia Arquette) aus dem Film verschwindet „Ich hätte mir vorgestellt, es sei irgendwie mehr gewesen…“ (aus dem Gedächtnis zitiert), als ihr Sohn sich zu Studium (und somit zum eigenständig abgenabelten Leben) hin verabschiedet. Ganz beiläufige und gleichzeitig ganz tiefgehende Szene. Und davon hat man viele. Wie die Figuren geführt sind, zum Teil auch, wie das bildnerisch inszeniert ist: Wenn all die after-dawn-and-before-sunrise-Filme Vorübungen zu diesem Film waren, dann will ich das gerne akzeptieren.

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